Schon wieder dieser Spaßvogel Silvio Berlusconi. Nun hat sich Italiens Premier mit einem fulminanten Interview aus den Sommerferien zurückgemeldet und ein paar "scherzhaft hingeworfene Worte" über die Richter verloren. "Verrückt" seien diese, "geistesgestört", und wer es da noch nicht kapiert hatte, wurde darauf hingewiesen, dass sich die Richter "anthropologisch vom Rest der menschlichen Rasse" unterschieden.

Er ist halt ein kleiner Hallodri, unser braun gebrannter Scherzbold, der immer ein flottes Wort auf der Lippe führt, man kennt ihn ja. Der Italiener an sich trägt sein Herz auf der Zunge, nicht wahr? Berlusconi verkörpert eben ein ganz neues Europa: geschmeidig, modern, unangreifbar - und belastet sich nicht mit Dingen wie Demokratie, Respekt und Anstand. Er kann es sich leisten, er will ja nur originell sein. So könnte man sich der Sache nähern: Ist ja eh nur der Berlusconi.

Eine ernsthafte Replik auf Berlusconis Ausritte müsste allerdings feststellen, dass es sich hier um die kollektive Verunglimpfung eines ganzen Berufsstandes handelt, der schlicht herabgewürdigt wird. Man nennt das üblicherweise Volksverhetzung, und das ist an sich strafbar. Abgesehen davon, dass Berlusconi damit eine demokratische Institution des von ihm regierten Landes in den Schmutz zieht.

Die Präsidentin der österreichischen Richtervereinigung, Barbara Helige, erkannte klar, dass Berlusconis Wortspenden keine "inneritalienische Angelegenheit" seien. Immerhin ist er gerade Ratspräsident der EU. Es müsse auf europäischer Ebene etwas passieren, forderte Helige. Nur was? Berlusconi ist offensichtlich alles egal. Im reifen Alter ist ihm keinerlei Fähigkeit zur Änderung seines Charakters zuzutrauen. Aber genau darum handelt es sich, um Charakterfehler. Zumindest eines ist jetzt aber endgültig klar: Der Mann, das zeigte schon sein KZ-Vergleich im Europaparlament, ist ein Witz. Aber kein guter.(DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.9.2003)