Wien - Bei der WTO-Ministerkonferenz im mexikanischen Cancun werden nicht nur 4.000 bis 5.000 offizielle Vertreter der 146 WTO-Mitgliedsländer tagen. Knapp 1.000 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) haben Vertreter zur Beobachtung der Konferenz entsandt. Globalisierungskritische Organisationen wie Attac gehen davon aus, dass außerdem bis zu 150.000 Demonstranten - vor allem aus Mexiko selbst, aber auch aus anderen lateinamerikanischen Ländern sowie den USA - in den mexikanischen Badeort pilgern werden und dort gegen weitere Liberalisierungschritte protestieren werden.

"Ausschließlich friedlich", betont Christian Felber von Attac Österreich. Erste Proteste soll es bereits zum Start der Konferenz, am 9. September geben; Samstag der 13. September soll der "Global day of action" werden, kündigen die Globalisierungskritiker an.

Extra Visum

Einfach habe man den NGO-Vertretern die Einreise nicht gemacht, nicht zuletzt weil sämtlichen Konferenzteilnehmer (außer Delegierte) ein extra Visum beantragen mussten. Die Kosten von rund 100 Euro seien gerade für NGOs aus ärmeren Ländern eine unüberwindliche Hürde, so Felber am Freitag vor Journalisten in Wien.

Die Attac-Vertreter erneuerten heute auch ihre Kritik an der WTO und der Ministerkonfernez: Man erwarte "Heuchelei" statt tatsächliche Entwicklung. Die in Cancun verhandelten Themen zementierten die "unfairen Spielregeln des Welthandels". "Die Abkommen der WTO bevorzugen die reichen Länder und benachteiligen die armen", kritisierte heute Cornelia Staritz. Die armen Länder würden immer ärmer, die reichen immer reicher. Seit 1960 habe sich der Abstand des reichsten Fünftels der Menschheit und des ärmsten von 30 zu 1 auf ein Verhältnis von 74 zu 1 vergrößert.

Als Alternative zu dem umstrittenen geplanten Investitionsabkommen der WTO, plädiert Attac für ein so genanntes "Standortschutzabkommens". Damit würde die Ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung im Zielland der Investitionen sicher gestellt und ncht zuletzt die derzeit übliche Besserstellung von ausländischen Konzernen gegenüber lokalen Kleinbetrieben verhindert. In Österreich sei das Stueraufkommen von Klein- und Mittelbetreiben , die rund 95 Prozent aller Unternehmen ausmachen, sechs mal so groß wie das der Multi, so Felber. (APA)