"Wir bitten die Staaten, die ihren Baumwollanbau subventionieren, uns eine Chance zu geben", sagt ein kenianischer Funktionär. "Sonst wird es beim WTO-Treffen eine Schlacht geben." Im Vorfeld der Ministerkonferenz vom 10. bis 14. September in Cancun haben die afrikanischen Staaten Mali, Benin, Burkina Faso und Tschad mit Unterstützung anderer Länder bereits eine Kampagne initiiert. Die Beschwerde ziele zunächst auf ein Ende der Subventionen, die insbesondere europäischen und US-amerikanischen Baumwollproduzenten gewährt würden, sagt der Generaldirektor der Baumwoll-Gesellschaft von Tschad, Mbaitedji Tedy. In einem zweiten Schritt würden Entschädigungszahlungen für entgangene Exporteinnahmen eingefordert.
Einer Studie des internationalen Forschungsinstituts für Ernährungspolitik IFPRI zufolge gehen den Entwicklungsländern durch die Subventionen der reichen Staaten umgerechnet knapp 37 Milliarden Euro im Jahr an Agrarexporten verloren. Diese Agrarsubventionen seien "ein Verbrechen", beschwert sich der malische Bauer Paul Koumare, der Baumwolle, Mais und Bohnen anbaut. Nach Ansicht des Wirtschaftsministers von Burkina Faso, Benoit Ouattara, machen die Subventionen jegliche Bemühungen der afrikanischen Bauern in den letzten Jahren zunichte, eine wettbewerbsfähige Produktion aufzubauen.
In Ländern wie Burkina Faso und Mali ist "das weiße Gold" eine der wichtigsten Einnahmequellen. "Seit Anfang der achtziger Jahre hat sich die Baumwollproduktion in west- und zentralafrikanischen Ländern von 200.000 auf fast eine Million Tonnen verfünffacht", weiß Eric Hazard von der Nichtregierungsorganisation Enda mit Sitz in Dakar.
"Aber der internationale Baumwollmarkt bringt uns um", sagt Kadidia Kone von der malischen Gesellschaft für die Entwicklung der Textilindustrie. Die Malier müssten ihre Baumwolle auf dem Weltmarkt "verscherbeln", obwohl drei Millionen Menschen davon lebten. "Wollt ihr unseren Tod?", fragt sie.