Die Wirtschaft der USA wird heuer um 2,5 Prozent wachsen - die Wirtschaft Europas nur um 0,5 Prozent. Und selbst das Schneckentempo verdankt die Alte Welt zum Großteil den bald neuen Mitgliedern der EU im Osten, während die Schwergewichte Deutschland, Frankreich, Italien kaum vom Fleck kommen.

Interessant, wie Wirtschaft unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Während in den USA Konjunktur als durchaus beeinflussbare Größe, als Summe aller Bemühungen erlebt wird und die Bekämpfung der Wirtschaftskrise folglich auch in der Verantwortung des Einzelnen liegt, ist die Krise in Europa eher eine bedrohliche schwarze Wolke, die wie eine Naturkatastrophe über die Welt kommt und deren Ende devot abgewartet werden muss.

Das beginnt beim kleinen Gewerbetreibenden, der in den USA viel flexibler und kreativer auf Einbrüche wie Aufbrüche reagieren kann - vom Arbeitsrecht bis zu Gewerbegenehmigungen, vom Ladenschluss bis zum Steuerrecht -, und geht bis zu den Notenbanken: Die Federal Reserve der USA sieht sich als Dienstleister der Wirtschaft und reagiert blitzschnell auf deren Bedürfnisse. Die Europäische Zentralbank antwortet hingegen bestenfalls pikiert auf Forderungen nach tieferen Zinsen und meint, Wirtschaftswachstum gehe sie nun wirklich nichts an. Damit bleibt dem europäischen Wirtschaftsraum unter dem Strich nichts anderes übrig, als auf externe Impulse zu warten. Das ist die Rechnung für unzählige "wohlerworbene Rechte", die sich Europa eigentlich nicht mehr leisten kann. Denn die Wachstumsschere zwischen den USA und Europa schließt sich so nicht, sie öffnet sich immer weiter. Das EU-Ziel, bis 2010 führender Wirtschaftsraum zu werden, ist so nicht erreichbar.