Ich konsumiere, daher bin ich. Ist dies das Motto der Menschen in den reichen Industriestaaten? Die Arbeiterkammer hat jedenfalls festgestellt, dass die Österreicher im Konsumstress sind und die Angebotsvielfalt - etwa bei Strom oder Telefon - gar nicht mehr durchschauen. Damit hat sich der für den Kunden positive, weil grundsätzlich preismindernde Wettbewerb in allen Angebotsbereichen unbemerkt zu einem Zeitfresser für jeden Einzelnen gewandelt. Die "Schnäppchenjagd" ist zum kollektiven Freizeitverhalten mit zwanghaftem Charakter geworden. Folgerichtig soll Einkaufen am besten rund um die Uhr möglich sein. Am Ende dieser Spirale könnten dann reine Konsumtrottel herauskommen, die zwar wissen, wo es die neueste Digitalkamera am günstigsten zu erwerben gibt und welches Auto cool ist. Aber sie werden nicht mehr sagen können, welche Parteien in Österreich regieren.

In der schönen neuen Warenwelt wird gerne der mündige Konsument gepriesen, der große Firmen zu mehr sozialem und ökologischem Verantwortungsbewusstsein zwingen kann. Doch in der Realität ist es nur eine kleine, elitäre Schicht, die sich darum schert, ob die gekaufte Aktionsbutter mit dem Laster quer durch Europa gekarrt oder der billige Turnschuh in Kinderarbeit hergestellt worden ist. Was zählt, ist der Preis.

Den zu eruieren fällt allerdings bei immateriellen Gütern wie Telekommunikation immer schwerer. Hightechprodukte wiederum sind einem permanenten Preisverfall ausgesetzt, sodass den Käufer immer das unangenehme Gefühl beschleicht, zu viel gezahlt zu haben. Nicht genug damit, sparen die Firmen auch noch bei der teuren Dienstleistung, um die Produkte billig zu halten. Womit der Kunde beim Shopping mittlerweile ganz schön allein gelassen wird. Wenn das nicht in Arbeit ausartet ... ( Der Standard, Printausgabe, 08.09.2003)