Über 30 Grad hört sich alles auf. Unter zehn Grad fängt erst gar nichts an. Doch für dazwischen sollte uns langsam etwas einfallen. Denn die fünf Buchstaben sind wieder ins Land gezogen. Das geschieht immer, wenn das Sonnenlicht vergilbt. Die Ventilatoren stehen dann still und lauschen. L. niest erstmals. B. schnäuzt sich endlich. H. befindet sich bereits im Krankenstand.

"Schneefallgrenze"

Der Rest redet sich noch erfolgreich ein, erholt zu sein. Aber was nützt ein Jahrtausendsommer, wenn er weg ist? Die staubigen Jacken vom Vorjahr rücken uns auf den Leib. Im Radio nimmt einer das scheußliche Wort "Schneefallgrenze" in den Mund. Das macht er absichtlich, damit sie sinkt. Bald legt er noch eines drauf und streut die "Kettenpflicht" ein. Irgendwann werden wir in der Nacht aufwachen, und es ist Tag. Das macht uns Angst. Der gewisse 24. ist heuer ein Mittwoch, tröstet der Kalender.

Draußen tut es indes so, als wäre alles beim Alten. Es finden sich noch vereinzelt wirre Wespen, denen man das erzählen kann. Aber die Warntafeln vor den Wirtshäusern sind bereits aufgestellt. - Darauf die gnadenlosen fünf Buchstaben, oft mit Kreide auf schwarzem Hintergrund, die Insignien des Herbstes. Sturm. Es gärt. Wo verstecken wir uns? (dag, DER STANDARD Printausgabe 8.9.2003)