"Das ist kein Urlaub", sagt General Andrzej Tyszkiewicz (54), blinzelt in die heiße irakische Sonne und schüttelt sich den Sand aus dem Ärmel. Anfang Juli war das. Damals, vor acht Wochen, traf das erste polnische Vorauskommando im Camp Babylon ein. Seither verfolgen die Polen jeden Abend an den Fernsehschirmen, was sich im Irak und insbesondere im Sektor Mitte-Süd tut, der polnischen Besatzungszone.

Seit wenigen Tagen führt der polnische General offiziell das Kommando über die knapp 9000 Mann starke multinationale Schutztruppe im polnischen Sektor. Es die wohl größte Herausforderung, der sich Tyszkiewicz in seiner militärischen Laufbahn je stellen musste.

Neu für ihn, der noch die harte Schule der Frunse-Militärakademie in Moskau durchlaufen und später den Generalstabskurs der sowjetischen Armee abgeschlossen hat, ist insbesondere der offene Umgang mit den Medien. Doch an die täglichen Fernsehinterviews hat er sich inzwischen gewöhnt. Aus dem "schweigenden General", wie er noch vor zwei Monaten genannt wurde, ist längst ein Medienprofi geworden, der durch bewusste Wiederholung bestimmter Worte und Sätze ein starkes Gefühl der Sicherheit vermitteln will.

Tyszkiewicz ist einer der wenigen Offiziere des Warschauer Paktes, die den Übergang in den Dienst der Nato ohne größere Probleme geschafft haben. Als Polen vor vier Jahren der Nato beitrat, wurde Tyszkiewicz Leiter des polnischen Verbindungsbüros beim Nato-Hauptquartier (Shape) und später Chef der polnischen militärischen Vertretung bei der Allianz.

Zuvor hatte er einige Jahre als Militärattaché in der polnischen Botschaft in der Türkei gearbeitet und von dort auch die Situation im benachbarten Irak beobachtet. Seither gilt er in Armeekreisen als hervorragender Kenner der Golfregion. In diesem Jahr wurde er zum stellvertretenden Heereschef ernannt.

Der General wird nicht müde, immer wieder zu versichern, dass die polnischen Soldaten nicht als Besatzer in ein besiegtes Land gekommen seien, sondern als Freunde in ein befreites Land. Bei der feierlichen Befehlsübergabe von den Amerikanern an die Polen erklärte Tyszkiewicz; "Unser gemeinsames Ziel ist es, dem irakischen Volk zu helfen, die Spuren von Saddam Husseins fürchterlicher Diktatur zu tilgen und eine neue Basis für eine friedliche Existenz zu schaffen."

Am selben Tag legte die erste irakische Nachkriegsregierung, der von den USA eingesetzte Regierungsrat, ihren Amtseid ab. Dass der Neuaufbau einer irakischen Verwaltung vermutlich nicht Monate, sondern Jahre dauern kann, weiß auch Tyszkiewicz. Wenn ihn jemand danach fragt, wiederholt er nur: "Das ist hier kein Urlaub." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.9.2003)