Keine technologischen Neuerungen oder materialintensive Unterhaltungskunst im Kunstraum Goethestraße
Redaktion
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Die Videoinstallation Isabelle Comaros untersucht, inwiefern berufliche/soziale Funktionen in der Kleidung äußerlich sichtbar werden.
Wie schon im Vorjahr mit "Female Takeover" positioniert sich der Kunstraum Goethestraße kontrapunktisch im Ars-Großbetrieb: In der Ausstellung "Not to Scale" wird man vergeblich nach technologischen Neuerungen oder materialintensiver Unterhaltungskunst suchen. Isabelle Comaro, Heman Chong und Daniel Kluge nähern sich dem allbestimmenden Code mit konventionellen Mitteln. Die Französin Comaro hat eine Senatspräsidentin des Linzer Oberlandesgerichtes nach ihren Definitionen von Codes und Gesetzen gefragt und sucht dabei nach Momenten des Übergangs von individuellem Sein in kollektives Handeln und Funktionieren. Sie zeigt z. B. eine Militärärztin in voller Montur und vorbildlicher Haltung. Überlebensgroß in den kleinen Raum projiziert, zwingt sie den Betrachter, der Autoritätsperson ungewohnt nahe zu kommen, in devoter Haltung in deren Intimsphäre einzudringen.
Daniel Kluge und Heman Chong reflektieren die "ACI/SCI worlds of sierra online", recht simple Computer-Abenteuerspiele, in die sie sich als Handelnde, als Helden einklinken. In den einfachen Welten folgen sie dann ebenso einfachen Anweisungen: Brot nehmen! Türe öffnen! Orange auf den Boden legen! In einer weiteren Installation Kluges lässt sich ein virtueller Häftling - je nach Laune und Erfahrung im Umgang mit "Pressuremates" - füttern oder misshandeln. Ein altes Spiel zum Thema Mitschuld. Die Mauern des Gefängnisses definiert Kluge als Korsett von kulturellen und psychosozialen Codes, in dem wir stecken.
Heman Chongs Video "Hand Job" bietet 600 Handbewegungen, die auf alltägliche Handlungen verweisen, Codes ähnlich denen der Adventuregames, die Hinweise verbergen, wie Aufgaben bewältigt oder Belohnungen entgegengenommen werden können. (mm, DER STANDARD, Printausgabe vom 8.9.2003)
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