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Der neue palästinensische Premier Ahmed Korei

Reuters/NATALIE BEHRING
Bis vor rund zehn Jahren hatte noch kaum jemand in der Welt, aber auch unter den Palästinensern je von Abu Ala gehört, geschweige denn von Ahmed Korei. Der erste ist der Ruf- und der zweite der richtige Name des Mannes, der auf der palästinensischen Seite vielleicht die Zentralfigur jener Geheimverhandlungen in Norwegen war, die am 13. September 1993 im ersten Abkommen zwischen Israel und der PLO gipfelten.

Danach wurde "Abu Ala" zu einem Begriff - sein Charme, seine Klugheit und seine geistige Unabhängigkeit sollen damals die Israelis bestochen und viel zum konstruktiven Verhandlungsklima beigetragen haben. "Er ist weit davon entfernt, ein Jasager zu sein", schätzt der Politologe Ron Pundak, der zu den israelischen Unterhändlern gezählt hatte. Wenn das stimmt, dürfte Korei freilich für Autonomiechef Yassir Arafat keineswegs der ideale Premierminister sein.

Zugleich könnte der kleine, rundliche Mann es viel besser schaffen als sein unglücklicher Vorgänger Mahmud Abbas, mit Arafat zurechtzukommen und trotzdem Konfrontationen mit den Amerikanern und Israelis zu vermeiden.

Abbas ist wortkarg, isoliert und mehr eine Beamtennatur, während Korei zur Gattung des schlauen Politikers gehört und zugleich mit seiner jovialen, volkstümlichen Art und der warmen Stimme in Interviews gut ankommt.

Geboren wurde Korei 1937 in dem Dorf Abu Dis, hart an der Stadtgrenze von Jerusalem, wo er jetzt auch wieder lebt. In den 60er-Jahren schloss er sich der Fatah-Bewegung an, in den 70er-Jahren kletterte er in eine Machtposition, als er im Libanon den Finanzapparat der PLO managte. 1982 ging Korei mit Arafat von Beirut nach Tunis, 1994 kehrten beide in das nun autonome Palästinensergebiet zurück.

Bei den bisher einzigen Wahlen 1996 wurde er als Vertreter des Kreises Jerusalem ins Parlament gewählt und danach zu dessen Vorsitzendem ernannt - seither war er in der palästinensischen Hierarchie hinter Arafat und Abbas als Nummer drei etabliert.

In den verschiedenen Verhandlungsteams war Korei über die Jahre eine fixe Größe - etwa 1998 in Wye Plantation, wo er mit Israels damaligem Premier Benjamin Netanyahu zusammensaß; oder 2001 in Taba, als nach dem Ausbruch der Intifada ein letzter Versuch unternommen wurde, den Frieden zu retten.

Zuletzt begleitete er Abbas bei dessen Treffen mit Israels jetzigem Regierungschef Ariel Sharon. Den bewaffneten Palästinenseraufstand hält Korei für einen Fehler, er hat sich aber nicht so offen dagegen ausgesprochen wie Abbas.

Ein Unsicherheitsfaktor könnte Koreis Gesundheit sein. Der Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen hat einige Herzanfälle und eine Krebserkrankung hinter sich.(Ben Segenreich/DER STANDARD, Printausgabe, 9.11.2003)