e-fundresearch/Innsbruck: Herr Schmarl, nach welchem Ansatz managen sie ihren Fonds?

Herbert Schmarl: Der Tiroleffekt ist eigentlich der klassische gemischte Fonds, wobei wir laut Fondsrichtlinien in der Asset Allokation sehr frei sind. So kann der Aktienanteil zwischen 20 Prozent und 80 Prozent variieren. Darüber hinaus setzen wir stark auf Derivate, um Aktien billiger zu kaufen beziehungsweise auch teurer zu verkaufen. Dadurch ist es auch möglich in einer Seitwärtsbewegung eine sehr gute Rendite zu erwirtschaften.

2002: Gründe für die schlechte Performance

e-fundresearch/Innsbruck: Was ist 2002 schiefgelaufen?

Herbert Schmarl: Nach der lange andauernden Baisse erachteten wir Aktien ab Juni vergangenen Jahres wieder als deutlich unterbewertet und bauten neue Positionen auf. Dadurch erwischten uns die Rückgänge im Juni, Juli, September und Dezember doch relativ stark. Umgekehrt konnten wir von der hohen Aktienquote im ersten Halbjahr 2003 deutlich profitieren. So rangiert der Tiroleffekt in einem internen Ranking aller vergleichbaren in Österreich zugelassenen gemischten Fonds mit variablen Aktienanteil mit einem Plus von 10,93 Prozent (Stand 31.8.2003) auf Platz eins.

"Wirtschaft wird sich nicht nachhaltig erholen"

e-fundresearch/Innsbruck: Wie sehen Ihre Erwartungen für das nächste Halbjahr aus?

Herbert Schmarl: Mittlerweile ist die extreme Unterbewertung von Aktien weltweit wieder aufgehoben. Mit der Rally in den letzten Monaten haben die internationalen Börsen die Entwicklung der Realwirtschaft vorweggenommen. Ich glaube jedoch nicht, dass sich die Wirtschaft weltweit nachhaltig erholen wird.

Privater Konsum steht auf schwachen Beinen

e-fundresearch/Innsbruck: Worauf beruhen Ihre Überlegungen?

Herbert Schmarl: Eine wesentliche Voraussetzung für eine Erholung ist der private Konsum. Dieser steht nach wie vor auf schwachen Beinen. Die US-Verbraucher sind hoch verschuldet, und in Europa sind die Bürger - nicht zuletzt aufgrund der Pensionsreform - mit hohen Fixkosten belastet. Auf der anderen Seite beruhen die positiven Unternehmenszahlen vor allem auf Kostensenkungs- und Personaleinsparungsmaßnahmen. Mit 75 Prozent liegt die Kapazitätsauslastung in den USA trotz eines großen staatlichen Konjunkturprogrammes, welches das Defizit auf über 5 Prozent anwachsen ließ, auf einem sehr niedrigen Niveau, was massive Unternehmensinvestitionen unwahrscheinlich macht. Dazu kommt ein ausuferndes Handelsbilanzdefizit und eine negative Sparrate (privat + 3 bis 4 Prozent, Staat – 5 Prozent). Aber auch in Europa erfüllen die großen Player die selbst aufgestellten Maastrichtkriterien (Budgetdefizit minus 3 Prozent) nicht.

"Werden Aktienquote weiter senken"

e-fundresearch/Innsbruck: Was heißt das für Ihre aktuelle Anlagestrategie?

Herbert Schmarl: Nachdem wir Anfang des Jahres bezüglich Aktien neutral gewichtet waren (rund 45 Prozent), haben wir in den letzten Wochen die Aktienquote wieder zurückgefahren (ca. 37 Prozent) und werden sie in den nächsten Wochen noch weiter senken.

Zinsen sollten weiter sinken

e-fundresearch/Innsbruck: Erwarten Sie in den nächsten Wochen oder Monaten einen starken Rückgang am Aktienmarkt?

Herbert Schmarl: Wir befürchten keinen Aktiencrash, sehen aber keine Anzeichen für weiterhin stark steigende Kurse. Umgekehrt glaube ich, dass die weitverbreitete Ansicht, dass die Zinsen nur mehr steigen werden, falsch ist. Daher werden wir auf der Anleihenseite wieder stark aufbauen.

Dollar weiter schwach

e-fundresearch/Innsbruck: Wie schätzen Sie den US-Dollar ein?

Herbert Schmarl: Angesichts einer schwachen Konjunktur in Europa und Japan kann die USA ihr hohes Handelsbilanzdefizit nur über einen schwachen Dollar in den Griff bekommen. Nach einer zwischenzeitlichen Erholung auf bis zu 1,05 wird der Dollar daher rasch um bis zu 20 Prozent abwerten.

e-fundresearch/Innsbruck: Wie sichern Sie sich gegen drohende Währungsverluste ab?

Herbert Schmarl: Eine Währungsabsicherung findet kaum statt. Aktuell ist der Dollar-Anteil im Fonds sehr gering. Wir haben Anfang 2002 alle Dollarpositionen verkauft und halten derzeit bei rund 15 Prozent, wobei der Großteil (elf bis 12 Prozent) davon auf Aktien fällt.

Hohe Cashquote

e-fundresearch/Innsbruck: Der Fonds hält einen sehr hohen Cash-Anteil von rund 20 Prozent. Wie argumentieren Sie das?

Herbert Schmarl: Dieses Geld wird sehr aktiv gemanagt. In erster Linie gehen wir damit Kaufverpflichtungen für Aktien ein. Damit ist der Investmentanteil deutlich höher, als es der hohe Cash-Bestand ausweist. Im Falle einer Korrektur könnte (über die Ausübung der Put-Optionen) der Aktienanteil auf bis zu 50 Prozent steigen, bei einem Anstieg auf 30 Prozent sinken.

e-fundresearch/Innsbruck: Wie sehen die Anleihenpositionen im Fonds aus?

Herbert Schmarl: Im Anleihensegment hielten wir bis vor kurzem keine Dollaranleihen. Ein Großteil wird über strukturierte Produkte abgedeckt, beispielsweise Reverse Floater, die bis vor kurzem noch sehr attraktive Zinsen gebracht haben. Bis zu zehn Prozent setze ich auf Unternehmensanleihen, wobei diese vor allem als Tradingpositionen genutzt werden. Sehr gut entwickelt hat sich in den letzten Monaten der Rand-Anteil (7,5% der Anleihen). Im Euroraum kommen vor allem Langläufer zum Zug.

e-fundresearch/Innsbruck: Für welche Anleger eignet sich dieser Fonds und warum sollten diese gerade jetzt in den Tiroleffekt investieren?

Herbert Schmarl: Der Fonds eignet sich für den langfristig orientierten Sparer oder Anleger mit einem Anlagehorizont von mindestens fünf besser zehn Jahren, der eine größtmögliche Flexibilität in seiner Anlage anstrebt und sich nicht darum kümmern will. Diesem bieten wir eine Rendite, die bei relativ geringer Volatilität deutlich über Bankprodukten liegt. Durch unsere Derivate-Strategie und den Einsatz von Alternativ Investments (bis zu drei Prozent des Fondsvermögens möglich) können wir auch in seitwärts oder leicht rückläufigen Märkten eine positive Rendite erzielen.

e-fundresearch/Innsbruck: Herr Schmarl, vielen Dank für das Gespräch.