Stuttgart - Der Intendant der Stuttgarter Staatsoper und Chef des deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, hat um Verständnis für seinen beabsichtigten Wechsel nach München geworben. Zwar betonte er, seine Entscheidung sei vor allem persönlich, sprach aber auch von "ziemlich erniedrigenden Verhandlungen" um seine Vertragsverlängerung in Stuttgart. Dies habe "emotional eine Rolle gespielt" für seinen Entschluss, vom Herbst 2006 an als Präsident die Bayerische Theaterakademie zu leiten, sagte der 63-Jährige am Montag in Stuttgart.

"Ich betrachte mich nicht als Fahnenflüchtiger"

"Ich bin äußerst erwünscht in Bayern, und das ist ein gutes Gefühl", fügte er hinzu. "Ich betrachte mich nicht als Fahnenflüchtiger", unterstrich der Intendant, dessen Haus vier Mal in den vergangen fünf Jahren zur "Oper des Jahres" im deutschsprachigen Raum gekürt worden war. Im Jahr 2006 werde er 15 Jahre in der Landeshauptstadt gearbeitet haben. Er bezeichnete den Wechsel als "glückliche Fügung" in seiner Lebensplanung. Er könne noch einmal einen Neuanfang machen.

Fraglich ob Stuttgarter Intendanten-Quartett auch ohne Zehelein weitermacht

Die Verträge von zwei weiteren Intendanten - dem für das Schauspiel verantwortlichen Friedrich Schirmer und dem für das Ballett zuständigen Reid Anderson - laufen ebenfalls 2006 aus. Auch der Vertrag des Geschäftsführers des größten deutschen Drei-Sparten- Hauses, Hans Tränkle, endet 2006. Ob das als "Stuttgarter Modell" bekannte Quartett auch ohne Zehelein weitermacht, ist derzeit ungewiss. "Ich glaube nicht, dass meine Entscheidung das Ende des Modells sein muss", sagte Zehelein dazu.

Kollegen zeigten Verständnis

Gerade im Hinblick auf die Kollegen habe er seinen Wechsel nicht leichtfertig geplant. "Es gibt einfach ein paar emotionale Punkte, aber alle haben gesagt, dass es für mich die richtige Entscheidung ist", sagte Zehelein. In München könne er seine Arbeit für den Nachwuchs und die Zukunft des Musiktheaters fortsetzen. Bis dahin will der gebürtige Frankfurter, der derzeit als einer der profiliertesten Intendanten Deutschlands gilt, wie gewohnt weiterarbeiten: "Diese drei Jahre sind erstmal noch mein Leben und mein Ziel."

An der Suche nach einem Nachfolger will sich Zehelein nach eigenen Angaben nicht beteiligen. "Ich halte es für unsinnig, wenn der Vorgänger den Nachfolger bestimmt. Ich werde mich heraushalten." (APA/dpa)