Wien - Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hält es für "begrüßenswert", dass Oberösterreichs VP-Landeshauptmann Josef Pühringer bei der Voest-Privatisierung "im Hintergrund" auf einen österreichischen Kernaktionär hinarbeitet. Ob sich die Pläne Pühringers, die Voest de facto zu verländern, mit dem Regierungsziel der Vollprivatisierung vertragen, wollte Schüssel nicht kommentieren. Der Kanzler sprach auf einer Pressekonferenz aber mehrmals vom Wunsch nach "hundertprozentiger Privatisierung".

"Worum es uns geht, ist eine hundertprozentige Privatisierung", sagte Schüssel. Es dürfe keinen Einfluss der Politik auf das Unternehmen mehr geben, stattdessen müsse ein langfristiger, stabiler Investor gefunden werden. Über Pühringers Vorstoß sei er "gar nicht informiert" gewesen.

Der geschäftsführende SPÖ-Klubchef Josef Cap unterstützt "vollinhaltlich" den Vorschlag seines oberösterreichischen Parteikollegen Landeshauptmann-Vize Erich Haider, aus Mitteln des oberösterreichischen Infrastrukturfonds Voest-Aktien zu kaufen. Dies wäre die "einzige Chance, damit es hier zur Herausbildung einer Kernaktionärsstruktur kommt", so Cap. Auch habe sich die Mischung aus privatem und öffentlichem Eigentum bewährt.

Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider hält im Gegensatz zur oberösterreichischen FPÖ nichts davon, dass das Land Oberösterreich Voest-Anteile erwirbt. In diesem Fall könnte man nicht mehr von einer Privatisierung sprechen, und man hätte die jetzt zum Verkauf anstehenden Anteile überhaupt gleich im Eigentum des Staates belassen können.

Haider bekräftigte gleichzeitig seine Forderung, dass die Republik Österreich weiterhin mindestens 15 Prozent der Voest-Anteile halten und die Mitarbeiterbeteiligung auf zehn Prozent aufgestockt werden solle. "Damit wäre das Problem auf einfache Weise gelöst", sagte Haider.

Die Belegschaftsvertretung würde eine Beteiligung des Landes Oberösterreich am Unternehmen begrüßen. Grundsätzlich unterstrich Konzernbetriebsrat Helmut Oberchristl , dass 25 Prozent plus eine Aktie in öffentlicher Hand bleiben müssten. Das wäre der "einzig mögliche längerfristige Kernaktionär". Für den Fall, dass es zu keiner solchen Lösung kommt, kündigte Oberchristl am Montag an: "Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen, politischen und gewerkschaftlichen Möglichkeiten nutzen, uns gegen diesen ideologisch motivierten Ausverkauf zu wehren." (red/DER STANDARD Print-Ausgabe, 9.9.2003)