Graz - Die Ärztekammer warnt vor einem weiteren Bettenabbau.
Wie eine Umfrage zeige, litten österreichweit 28 Prozent aller
Spitalsabteilungen unter chronischer Überbelegung, fast drei Viertel
registrierten zeitweilig einen Bettenmangel, erklärten der steirische
Ärztekammer-Chef Dietmar Bayer und der Bundeskurienobmann der
Angestellten Ärzte, Harald Mayer, am Dienstag in einer
Pressekonferenz in Graz.
Überbelegung von 28 Prozent
Von den befragten 300 Primarärzten (1.252 gibt es insgesamt) gaben
74 Prozent an, dass es in Stoßzeiten einen Bettenmangel gebe.
"Häufig" wurde eine Überbelegung von 28 Prozent der Befragten
angegeben, wobei die Internen Abteilungen mit 47 Prozent und Spitäler
in den Großstädten hervorstechen (35 Prozent). Doch auch in Chirurgie
(27 Prozent) und Intensivabteilungen (20 Prozent) wird von einem
permanenten Problem mit der Bettenkapazität berichtet. "Vielfach
müssen intern Betten in anderen Abteilungen quasi angemietet werden",
schildern die Kammervertreter, die auch die Vorhaltekapazität als "am
Ende" ansehen.
Akut ist die Bettenknappheit vor allem im Winter, was auf den
Internen Abteilungen von 62 Prozent bemängelt wurde. Dass hier vor
allem de facto Pflegefälle ins Gewicht fallen, räumt Ärztekammer-Vize
Bayer durchaus ein: An die 40 Prozent der Patienten in diesem Bereich
müssten nicht unbedingt im Spital versorgt werden.
Gesundheit muss Non-Profit-Unternehmen bleiben
"Wir warnen vor einer weiteren Bettendiskussion, solange nicht
Strukturen geschaffen sind, die jene Leistungen übernehmen, die
derzeit von den Spitälern erbracht werden", zielt Kurienobmann Mayer
gegen Absichtserklärungen zum weiteren Bettenabbau seitens der
Bundesregierung. Die Reduktion der Jahre 1990 bis 2000 von rund
72.000 auf 60.000 Betten habe gezeigt, dass es kaum zu Einsparungen
gekommen sei: "Auch wenn uns die ökonomischen Rotstift-Akrobaten
etwas anderes vormachen wollen: Sparen geht auf Kosten der Qualität",
so Bayer. Die Kammervertreter sehen sich hier als die einzigen
Anwälte der Patienten: "Die Gesundheit muss weiterhin als
Non-Profit-Unternehmen außer Frage stehen".
Die Warnung der Standesvertretung richte sich in erster Linie an
den Bund, von dem eine längerfristige Bedarfsplanung eingefordert
wird, aber auch an das Land Steiermark, wo die Übertragung des
Spitälermanagements an eine private Firma geplant ist. Die Steiermark
könnte hier als "Versuchsballon" herhalten, Qualitätseinbußen seien
zu befürchten. (APA)