Brüssel - Das abgelaufene Halbjahr kann abgehakt werden: Die Europäische Statistikbehörde (Eurostat) revidierte am Dienstag ihre Wachstumsschätzung für das zweite Vierteljahr etwas nach unten, nachdem auch Frankreich überraschend einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemeldet hatte.

Mit Deutschland, Italien und den Niederlanden seien im ersten Halbjahr in der Eurozone zudem so viele Länder zur gleichen Zeit in eine Rezession geraten wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die EU-Kommission sprach von enttäuschenden Daten, sagte aber eine konjunkturelle Erholung für die nächsten Monate voraus.

Erste Schätzungen

Nach Eurostat-Berechnungen lag die Wirtschaftsleistung des Währungsraums im vergangenen Vierteljahr um 0,1 Prozent unter der des Vorquartals. In ihrer ersten Schätzung, die vor Veröffentlichung der Daten aus Frankreich abgegeben wurde, waren die Statistiker noch von einer Stagnation ausgegangen.

Das französische BIP war im zweiten Quartal überraschend um 0,3 Prozent geschrumpft. Deutschland, Italien und die Niederlande rutschten nach gängiger Definition gar in die Rezession, nachdem sie bereits für das erste Quartal 2003 eine rückläufige Wirtschaftsleistung ausgewiesen hatten.

Der BIP-Rückgang des Währungsraums im vergangenen Vierteljahr ist der erste seit dem vierten Quartal 2001. Analysten hatten eine stagnierende Wirtschaftsaktivität vorausgesagt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte das BIP um 0,2 Prozent zu. Analysten hatten hier mit einer doppelt so hohen Zuwachsrate gerechnet. Die Europäische Kommission sprach von einer "enttäuschenden Wirtschaftsentwicklung im ersten Halbjahr". Ein Kommissionssprecher sagte am Dienstag, ab dem Jahresende sei aber eine stärkere Erholung zu erwarten. Darauf deuteten die verbesserte Stimmung der Einzelhändler in der Eurozone sowie extern Anzeichen für eine Geschäftsbelebung der US-Industrie hin. Für das laufende dritte Quartal rechnet die EU-Kommission mit einem Wachstum von 0,4 Prozent zum Vorquartal und für das vierte Quartal mit einem Plus von 0,2 bis 0,6 Prozent. (DER STANDARD Printausgabe, 10.9.2003, Reuters)