Stefan Koubek lässt sich nach seinem Fünfsatz-Triumph feiern.

Pörtschach - Österreichs Daviscup-Team wird 2004 erstmals seit vier Jahren Absenz wieder im Konzert der Großen mitspielen. Stefan Koubek gewann am Sonntag ein unerhört dramatisches Match gegen die belgische Nummer eins Olivier Rochus. Nach 4:01 Stunden hatte der Kärntner vor 2.000 begeisterten Zuschauern in der Werzer-Arena von Pörtschach mit 6:7(4),6:2,7:5,4:6,6:3 den Sieg der Gastgeber fixiert. Am Donnerstag (12:00 Uhr) wird in London der Weltgruppen-Gegner des ÖTV-Teams ermittelt.

"Mir fällt ein Riesenstein vom Herzen"

Vier Jahre nach dem sensationellen 3:2-Erfolg der Österreicher über Schweden erwies sich Pörtschach auch in diesem Weltgruppen-Play-Off-Spiel neuerlich als guter Boden. Österreich wird das insgesamt neunte Jahr in der Weltgruppe der besten 16 Nationen vertreten sein. "Mir fällt ein Riesenstein vom Herzen. Es ist einfach unglaublich, ein Super-Gefühl", freute sich der 26-jährige Koubek nach dem Marathon-Match. "Im fünften Satz war ich eigentlich schon tot und habe nicht mehr laufen können. Aber ich habe wie der Jürgen am Freitag das erste Break im fünften Satz gemacht und das hat mir Kraft gegeben."

Für Koubek, der bis zu diesem Daviscup in diesem Mannschaftsbewerb nie richtig geglänzt hat, war es vor allem eine mentale Meisterleistung gegen die Nummer 49 der Welt. Mit einer für seine Verhältnisse selten gesehenen taktischen Disziplin zermürbte er seinen Gegner, und "massierte" diesen immer wieder mit geduldigem Spiel auf der Rückhand. Rochus, der in Pörtschach insgesamt 14 Sätzen spielen musste, erwies sich als enorm zäh, aber Koubek hatte den längeren Atem.

Dramatischer Matchverlauf

Das Match war von einer ungeheuren Dramatik gekennzeichnet. Koubek gelang ein Blitzstart - innerhalb von nur sechs Minuten stellte der Kärntner auf 3:0 und gab keinen einzigen Punkt ab. "Der Start war fast zu gut, es war klar, dass es so nicht weitergehen kann." Der Auftaktsatz musste im Tie-Break entschieden werden. In diesem vergab Koubek bei 4:4 einen Smash gegen die Sonne und verlor Satz eins. Danach schien Rochus die körperlichen Strapazen der Vortage zu spüren und verlor den zweiten Durchgang relativ glatt mit 2:6.

Im dritten Satz vergab Koubek einen Breakball zum 5:2, ermöglichte aber in der Folge zwei Mal mit einem Doppelfehler Breaks für den Belgier. Ein neuerliches "Jeu decisif" konnte er gerade noch verhindern und mit einem Ass stellte der Villacher die 2:1-Satzführung her. In einem Match, das von sehr vielen Aufschlag-Verlusten geprägt war, konnte Österreichs Nummer eins weder auf 3:1 noch auf 5:3 servieren, denn jedes Mal gab er postwendend sein Service ab. Bei 4:4 war es überraschenderweise Koubek, der erste Krämpfe bekam, nicht Rochus, der zuvor wesentlich länger auf dem Platz gestanden war.

Wichtiger Sieg für Koubek

Im fünften Satz gelang Koubek nach zwei Breaks eine 4:1-Führung, dies bedeutete die Entscheidung. "Endlich aus!", waren die ersten Gedanken des Kärntners nach seiner bisher wohl wichtigsten Daviscup-Partie. "Es war wichtig für den Stefan zu sehen, dass er sogar im Daviscup gut spielen kann", sagte Daviscup-Kapitän Günter Bresnik. Er attestierte auch Jürgen Melzer eine tolle Steigerung und einen maßgeblichen Anteil am Sieg. "Er hat Rochus am Freitag sehr gut aufgearbeitet."

Für den Einsatz in der Weltgruppe hofft Bresnik auf eine weitere Steigerung von Koubek und auch Melzer. Er äußerte auch gewisse Genugtuung in Richtung mancher Kritiker seiner Aufstellungspolitik ("Der Erfolg hat mir Recht gegeben"), streckte aber die Hand in Richtung Werner Eschauer aus. "Ich werde ihn sicher zum nächsten Daviscup einladen, er wird ein Thema sein."

Eine gesetzte Nation wartet

Für die Auslosung am Donnerstag musste noch der Ausgang der entscheidenden Play-Off-Partien abgewartet werden. Österreich wird aber auf eine der noch nicht bekannten acht gesetzten Nationen gelost werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist ein Auswärtsmatch zu erwarten, Kaliber wie Australien, die Schweiz, die USA oder auch Spanien wären allesamt auf fremdem Boden. Nicht unerwähnt bleiben soll auch, dass Österreich nun in der Weltgruppe spielt, während Deutschland zu Hause gegen Weißrussland 2:3 verlor und damit den Platz des ÖTV-Teams in der Euro-Afrika-Zone I übernimmt. (APA)

Pörtschach (Sand):
Österreich - Belgien 3:2

  • Stefan Koubek - Christophe Rochus
    6:2,6:4,6:1
  • Jürgen Melzer - Olivier Rochus
    6:1,7:6 (4),5:7,2:6,6:1

  • Knowle/Peya - O. Rochus/Vliegen
    6:4,1:6,4:6,2:6

  • Stefan Koubek - Olivier Rochus
    6:7(4),6:2,7:5, 4:6,6:3
  • Jürgen Melzer - Christian Vliegen
    5:7,4:6