Der russische Kragen platzte vorige Woche: Russlands Gasmonopolist "Gasprom" kündigte an, mit 1. Jänner 2004 aus dem Abkommen über die einheitliche Gaspreispolitik mit Weißrussland auszusteigen. Premier Michail Kasjanow ordnete nun auch offiziell eine Prüfung des Vorschlags an. Bisher bezieht Weißrussland russisches Gas zum Vorzugspreis von 28 Dollar (25,4 Euro) für 1000 Kubikmeter.

Gasproms Androhung ging ein Übernahmestreit voraus: Weißrussland blockiert durch überhöhte Preisforderungen den schon für 1. Juli 2003 vereinbarten Verkauf des Aktienkontrollpakets des weißrussischen Gastransportkonsortiums "Beltransgas" an Gasprom.

Widerstand gegen Währungsunion

Gasproms Entscheidung ist vom Kreml abgesegnet und hängt nach Meinung von Beobachtern auch mit Weißrusslands jüngster Reaktion auf den Aufruf von Präsident Wladimir Putin zusammen, möglichst schnell die Vereinbarung über die für 2005 geplante Einführung des russischen Rubels auch in Weißrussland zu unterzeichnen. Weißrusslands autokratischer Präsident Alexander Lukaschenko hatte Moskau Ende August mit einer langen Liste von unerwarteten Bedingungen brüskiert.

Nach Ansicht des Moskauer Weißrussland-Expertenexperten Kirill Koktysch will Putin Ordnung in das seit zehn Jahren vom diffusen Mythos einer Staatenvereinigung gekennzeichnete Verhältnis mit Weißrussland bringen. "Eine Zuspitzung geht jedenfalls vor sich", meint Koktysch im Gespräch mit dem STANDARD. Bisher kontrolliert Lukaschenko den Gasverkauf an die Betriebe. Koktysch: "Russland zielt auf den Erwerb des Kontrollpaketes. Damit hätte man erstmals einen realen Machthebel gegenüber Weißrussland in der Hand."(DER STANDARD, Printausgabe, 10.9.2003)