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Foto: reuters/bader

London/Salford – Eine kleine Gruppe von Genen am X-Chromosom reguliert den "Bedrohungsmelder" des Gehirns und könnte so die hohe Verbreitung von Autismus bei Männern erklären. Wissenschaftlern des Institute of Child Health ist es laut New Scientist gelungen, die Anzahl der möglichen Gene auf drei bis vier einzuschränken. Menschen, denen diese Gen-Gruppe fehlt, haben Schwierigkeiten damit, Angst im Gesichtsausdruck anderer Menschen zu erkennen. Genau diese Probleme gehören zu den häufig auftretenden Merkmalen von Autismus. Das Angstzentrum des Gehirns, der so genannte Mandelkernkomplex, ist ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

Genetischer Mechanismus für ungleiche Verteilung

Diese Ergebnisse weisen auf einen möglichen genetischen Mechanismus für die ungleiche Verteilung von Autismus auf die beiden Geschlechter hin. Autismus tritt bei Jungen zehn Mal häufiger als bei Mädchen auf. Frauen verfügen über zwei X-Chromosome, Männer über ein X- und ein Y-Chromosom. Bei den meisten Frauen ist ein X-Chromosom nicht aktiv. Das Team um David Skuse untersuchte Patientinnen, die krankheitsbedingt nur über ein X-Chromosom verfügten. Diese Frauen sind für Probleme mit Genen im Zusammenhang mit dem X-Chromosom genauso anfällig wie Männer und erkranken auch deutlich häufiger an Autismus.

Patienten erkennen Furcht im Gesichtsausdruck nicht

Autismus-Patienten und Frauen mit Ullrich-Turner-Syndrom verfügen über gemeinsame Charakteristiken. Sie vermeiden Augenkontakt und haben Schwierigkeiten, Furcht im Gesichtsausdruck zu erkennen. Laut Skuse können diese Merkmale auch im Gehirn nachgewiesen werden. Beide Gruppen zeigten Anomalien in der Funktion des Mandelkernkomplexes und seiner kortikalen Verbindungen. Die auf dem derzeit stattfindenden British Association Festival of Science präsentierten Forschungsergebnisse wurden im Fachmagazin Brain veröffentlicht. (pte)