Wien - Eines der Hauptthemen bei der WTO-Ministerkonferenz im mexikanischen Cancun ist der Abbau von Subventionen und Zöllen, vor allem im Agrarbereich. Derzeit kommt im Durchschnitt ein Drittel des Einkommens eines Landwirtes in der OECD aus einem Fördertopf der öffentlichen Hand, geht aus einer Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. In Summe sind in den Mitgliedsstaaten der Pariser Organisation im Vorjahr 235 Mrd. Dollar (211 Mrd. Euro) an Fördergeldern an die Bauern geflossen.

Die Bruttoeinnahmen eines Landwirtes in der OECD waren auf Grund der Subventionen 2002 im Durchschnitt um 46 Prozent höher als sie ohne Förderung und zu Weltmarktbedingungen gewesen wären, so die Studie. Dies stellt eine Reduktion des Förderanteils um 15 Prozentpunkte gegenüber der Periode 1986-88 dar, was auf eine größere Marktorientierung in der OECD hindeutet, heißt es.

"Schutz vor den Signalen des Weltmarktes"

Die Preise, die Bauern aus den OECD-Ländern für ihre Produkte erzielten, lagen laut Studie um 31 Prozent über dem durchschnittlichen Weltmarktniveau. Wenn das auch eine deutliche Reduzierung seit Mitte der 80er Jahre darstellt, als die Erzeugerpreise noch um 57 Prozent über dem Weltmarkt lagen, bedeutet dieser über Stützungsmechanismen erzeugte hohe Preis für viele Länder einen "Schutz vor den Signalen des Weltmarktes".

Die durchschnittlichen OECD-Erzeugerpreise waren etwa auf dem Niveau von Australien oder Neuseeland angesiedelt. In den USA lagen die Bauernpreise um etwa 10 Prozent, in der EU um 35 Prozent, in Island, Japan, Korea, Norwegen und der Schweiz gar um mehr als 100 Prozent über dem OECD-Durchschnitt.

Ausmaß

Die Agrarsubventionen sind 2002 in jedem OECD-Staat außer Japan und Neuseeland gestiegen, wo sie unverändert blieben. In Polen und den USA sind die Förderungen zurück gegangen. Nach wie vor gibt es jedoch länderweise große Unterschiede - das Stützungsausmaß reicht von 1 Prozent in Neuseeland bis zu 18 Prozent in den USA, 36 Prozent in der EU und mehr als 70 Prozent in Norwegen und der Schweiz.

Nach Produktgruppen reichte der Stützungsgrad in der OECD von 6 Prozent für Wolle bis 48 Prozent für Zucker und Milch sowie 80 Prozent für Reis.

In der EU werden die Exporte von Butter und Milchfetten am stärksten - nämlich zu 100 Prozent - gestützt. Auch andere Milchprodukte, Rindfleisch, Weizen, Käse und Reis werden gefördert. Am wenigsten finanziell nachhelfen muss die EU bei Schweinefleisch, Zucker und Wein.

Studien zeigen, dass eine Liberalisierung des Handels durch den Abbau von Subventionen und Zöllen in der Landwirtschaft die Armut vor allem in Brasilien (um 13 Prozent), in Chile (27 Prozent) und auf den Philippinen (10 Prozent) reduzieren würde. (APA)