Ariel Dorfman ist gebürtiger Argentinier, lebte aber in Chile. Er war Berater des Kabinettchefs des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende und musste nach dem Putsch von Augusto Pinochet ins Exil gehen.

Pünktlich zum dreißigsten Jahrestag des Putsches vom 11. September 1973 erschien auf Deutsch sein Buch, das eine Anklageschrift im Namen der Opfer Pinochets ist. Der Schriftsteller widmet sein Buch fünf Freunden, deren Namen - neben jenen von 4000 weiteren Opfern der Militärdiktatur - auf dem Mahnmal am Generalfriedhof in Santiago eingemeißelt sind.

Dorfman schildert sehr eindringlich, wie Menschen unter Pinochets Herrschaft gefoltert, gedemütigt und getötet wurden. Das Buch ist ein Rückblick, aber auch eine Art Tagebuch - manchmal in Briefform. So schreibt Dorfman an Pinochet, als dieser in London 1998 verhaftet worden war aufgrund eines Haftbefehls des spanischen Richters Baltasar Garzón. "Wenn Sie Angst haben und sich allein fühlen, sollten Sie vielleicht in Betracht ziehen, dass das Schicksal Ihnen am Ende Ihres Lebens eine einzigartige Gelegenheit zur Rettung Ihrer Seele geboten hat."

Dass der inzwischen 87-jährige Diktator sich für geisteskrank erklären ließ und somit einem Urteilsspruch entging, empfindet Dorfman zwar als ungerecht. Aber zumindest wurde der Versuch gemacht, ihn vor Gericht zu stellen. Dorfman sieht den Fall Pinochet als beispielhaft für den Umgang mit Diktatoren an: "In diesem neuen Jahrhundert werden sie nachts nicht mehr ruhig schlafen können. Jetzt sind sie an der Reihe, Angst zu haben. Das ist General Pinochets unwiderrufliches Geschenk an die Menschheit. Danke, General!" (Alexandra Föderl-Schmid/DER STANDARD, Printausgabe, 11.9.2003)