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Foto: Reuters/ MAX ROSSI
Bratislava/Rom - Vor brisantem politischem Hintergrund trifft Papst Johannes Paul II. am Donnerstag zu einem viertägigen Besuch in der Slowakei ein. Die Visite - es ist die dritte des polnischen Papstes im Land und zugleich seine 102. Auslandsreise - fällt mitten in die Debatte über eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts, die für starke Spannungen in der Mitte-rechts-Regierung von Premier Mikulás Dzurinda sorgt.

Liberalisierung des Abtreibungsgesetzes

Die Auseinandersetzung in der Koalition wird zwischen den "alten" Christdemokraten (KDH) und der rechtsliberalen "Allianz des Neuen Bürgers" (Ano) des Medienunternehmers Pavol Rusko ausgetragen. (Rusko, bisher Parlamentsvizepräsident, hat wegen eines parteiinternen Streits Wirtschaftsminister Robert Nemcsics zum Rücktritt gezwungen und tritt selbst dessen Nachfolge an.) Die KDH widersetzt sich der von Ano betriebenen Liberalisierung des Abtreibungsgesetzes und hat den Verfassungsgerichtshof angerufen.

Heftige Debatten

Die Debatte wird auch in der Öffentlichkeit heftig geführt. Gegner einer Liberalisierung des Abtreibungsrechts erhoffen sich vom Papst während seines Besuches Unterstützung. Auf der anderen Seite hat sich eine Bürgerinitiative "Inakost" ("Anderssein") formiert, in der Homosexuelle, Frauenorganisationen und Vertreter von Linksparteien versammelt sind. Sie protestiert gegen eine "Vatikanisierung" der Slowakei und plant Demonstrationen während des Papst-Besuches.

Seeligsprechungen

Johannes Paul II., dem es gesundheitlich wieder schlechter geht, trifft nach seiner Ankunft in Bratislava mit den Spitzen des Staates zusammen. Am Freitag feiert der Papst eine Messe in Banská Bystrica, am Samstag in Roznava im Osten. Am Sonntag spricht er in Petrzalka, dem Plattenbau-Vorort von Bratislava, einen Priester und eine Ordensschwester selig, die unter der kommunistischen Herrschaft in den 50er-Jahren inhaftiert waren und gefoltert wurden. (jk, rka, APA, DER STANDARD Printausgabe 11.9.2003)