Brüssel - Betroffenheit und Trauer nach dem Tod der schwedischen Außenministerin nach einem Messerattentat: "Schweden hat sein Gesicht nach draußen in die Welt verloren", bestätigte Ministerpräsident Göran Persson am Donnerstag unter Tränen. Auch international trauert man um die beliebte Politikerin.

Die österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner würdigte in einer Aussendung des Außenministeriums das "dynamische Engagement" ihrer schwedischen Amtskollegin für die Ziele der Europäischen Union. "Im Geist bleibt Anna Lindh weiter unter uns", sagte sie und fügte hinzu: "Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur, die sein Wirken in unseren Herzen zurückgelassen hat." Die Außenministerin sprach "in dieser schweren Stunde" insbesondere den Angehörigen von Anna Lindh ihre Anteilnahme aus.

"Große Europäerin und gute Freundin"

Der deutsche Außenminister Joschka Fischer zeigte sich schockiert und tief traurig: "Wir haben eine große Europäerin, eine große Außenministerin, aber auch eine gute Freundin verloren." Er hoffe, dass Lindhs Mörder rasch gefasst und seiner gerechten Strafe zugeführt werde. Seine Gedanken seien bei Lindhs Familie, aber auch bei seinen Kollegen im schwedischen Kabinett. Auch SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer rang um Fassung: Lindh sei "seit den Jugendtagen" eine gute Freundin von ihm gewesen. Der Anschlag auf die schwedische Außenministerin sei ein "für mich unvorstellbarer Akt" gewesen, dem nur ein Aufruf an alle Demokraten folgen könne, "in der politischen Auseinandersetzung die politische Integrität der Andersdenkenden zu respektieren".

Schweigen im deutschen Bundestag

Mit einer spontanen Schweigeminute gedachte hat der Deutsche Bundestag der nach einem Messerattentat verstorbenen schwedischen Außenministerin Anna Lindh. Nach Bekanntwerden der Todesnachricht wurde die gerade laufende Budget-Debatte unterbrochen. "Ich kann nur unsere Abscheu vor dieser Tat ausdrücken und den Angehörigen unser Mitgefühl aussprechen. Unsere Solidarität gilt dem Volk, dem Parlament, der Regierung Schwedens", sagte Parlamentspräsident Wolfgang Thierse im Parlamentsplenum in Berlin.

Auch der Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments am Donnerstag der ermordeten schwedischen Außenministerin hielt eine Schweigeminute ab. Die Vorsitzende des Wirtschafts- und Währungsausschusses, Christa Randzio-Plath, würdigte vor der Anhörung des designierten Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, das "vorbildliche Engagement" Lindhs für Europa und für die Wirtschafts- und Währungsunion.

Europaweit Entsetzen

Schon am Mittwoch hatte das Attentat auf die schwedische Außenministerin europaweit Entsetzen ausgelöst. EU-Parlamentspräsident Pat Cox äußerte sein "Bedauern über diesen sinnlosen Angriff, der ihre vielen Freunde in Europa schockiert hat". Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana bezeichnete das Attentat als "geisteskranken Akt".

Der finnische Ministerpräsident Matti Vanhanen sagte, die Gesellschaft dürfe "nicht akzeptieren, dass jemand den politischen Entscheidungsprozess mit Gewalt beeinflusst". Sein norwegischer Amtskollege Kjell Magne Bondevik erinnerte daran, "dass Politiker, auch in unserem kleinen, friedlichen Teil der Welt verwundbar sind." Der dänische Außenminister Per Stig Moeller zeigte sich "schockiert über den gewaltsamen und unsinnigen Angriff". (APA/dpa)