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Struzl, Wieltsch, Michaelis (v.l.n.r.) bei der ÖIAG-Pressekonferenz zum Voest-Börsengang.

foto: apa
Wien - Ab Freitag nehmen Banken Kauforders für Voest-Aktien künftiger "Voesterreicher" entgegen. Ein Ende der Debatten über den Verkauf des staatlichen 34,7-Prozentanteils bewirkte dies freilich nicht. Also waren die ÖIAG-Vorstände Peter Michaelis und Rainer Wieltsch in der "Kick-off"-Pressekonferenz am Donnerstag darauf bedacht, Kritik an Zeitpunkt und Eile der Privatisierung zu entkräften.

"Wir sind nicht beauftragt, einen Kernaktionär zu schaffen, sondern für Kernaktionärsstrukturen zu sorgen", betonte Wieltsch. Und dem sei man nachgekommen, indem die Voest-Mitarbeiterstiftung um 3,7 auf 10,1 Prozent aufgestockt werde. Damit sei ein wirksames Instrument gegen eine allfällige Übernahme und Zerschlagung des Unternehmens geschaffen.

Komplettübernahme erst ab 90 Prozent

Hintergrund dieser Aussage ist, dass ein börsennotiertes Unternehmen nur dann als komplett übernommen gilt, wenn die übernehmende Gesellschaft mehr als 90 Prozent des Aktienkapitals in ihre Herrschaft bringt. Im Fall der Voest sind nach dem Börsegang aber nur mehr 89,9 Prozent erreichbar, den Rest "blockieren" die Voestler.

Geschenkt werden den Beschäftigten ihre 1,5 Millionen Stück neuen Aktien freilich nicht: Sie bekommen zwar gegenüber dem aktuellen Kurs von knapp 35 Euro einen kräftigen Rabatt auf 28,28 Euro, in Summe müssen aber knapp 42 Mio. Euro aufgebracht, zwischenfinanziert und über die jährlichen Lohnerhöhung abgestottert werden - DER STANDARD berichtete. Außerdem können die rund 22.000 Voestler mit ihren Anteilsscheinen nicht spekulieren, sie bekommen sie erst beim Ausscheiden aus dem Unternehmen ausgehändigt.

Der von der ÖIAG als Vollprivatisierung verkaufte Börsengang plus Begebung einer Umtauschanleihe soll folgendermaßen über die Bühne gehen: Von 12. bis 18. September läuft die Zeichnungsfrist für 9,7614 Millionen Stück Aktien, also knapp 25 Prozent der Voest, der Preis wird nach dem Bookbuilding am 17./18. September fixiert und ist für alle Kaufinteressenten (ausgenommen Mitarbeiter-Stiftung) gleich, führte Wieltsch aus. Und: "Es gibt keine privilegierten Zuteilungen oder Orderabsprachen, weder für private noch institutionelle Investoren." Dafür würden die Emissionsbanken JP Morgan und Erste Bank sorgen.

Umtauschanleihe

Zeitgleich, weil abhängig von der Nachfrage, soll das Volumen für die Umtauschanleihe fixiert werden. Wie berichtet, sollen zehn bis 15 Prozent in Form einer Umtauschanleihe platziert werden. "Details" wie Volumen, Stückelung, Verzinsung oder Laufzeit stünden noch nicht fest.

In ÖIAG-Kreisen heißt es, die Anleihe werde drei Jahre Laufzeit haben und mit 1,6 bis 2,2 Prozent relativ hoch verzinst sein, was die ÖIAG, die damit noch drei Jahre Voest-Großaktionärin bleibt, inklusive Spesen 2,3 bis drei Prozent kosten könnte. Mangels Informationen und angesichts der kurzen Angebotsfrist ist klar, dass sich diese Form der Anleihe, bei der nicht einmal festgelegt ist, ob die ÖIAG in drei Jahren in Voest-Aktien wandelt, eher nicht an Privatanleger richtet. (ung, Der Standard, Printausgabe, 12.09.2003)