Brüssel - Der Wirtschafts- und Währungsausschuss des
Europäischen Parlaments (EP) unterstützt die Kandidatur des
französischen Notenbankchefs Jean-Claude Trichet für das Amt des
EZB-Präsidenten. Die Abgeordneten stimmten am Donnerstag wie weithin
erwartet mit großer Mehrheit für Trichet, nachdem dieser sich zuvor
in einer Anhörung den Fragen der Parlamentarier gestellt hatte.
Trichet soll den derzeitigen Präsidenten der Europäischen Zentralbank
(EZB), den Niederländer Wim Duisenberg, im November ablösen.
Die Empfehlung des EP-Plenums wird in den kommenden Wochen
erwartet. Das Parlament wird im Ernennungsverfahren nur angehört, die
letzte Entscheidung über die Spitzenpersonalie werden die EU-Staats-
und Regierungschefs voraussichtlich im Oktober fällen.
Große Mehrheit
Im Ausschuss votierten 20 Abgeordnete für Trichet, zwei dagegen
und vier enthielten sich der Stimme. Zuvor hatte der Franzose vor den
Parlamentariern angekündigt, den von ihm als erfolgreich eingestuften
Kurs der EZB unverändert weiterzuführen. Trichet wies zugleich
Forderungen nach mehr Transparenz der Zentralbank durch eine
Veröffentlichung von Sitzungsprotokollen und Abstimmungsergebnissen
zurück. Zudem pochte er auf die Einhaltung des Stabilitäts- und
Wachstumspaktes.
Der Weg für Trichets Kandidatur war frei, nachdem ihn ein Pariser
Gericht im Juni von Vorwürfen in Zusammenhang mit einem Bankenskandal
in Frankreich freigesprochen hatte. Duisenbergs Ausscheiden vor dem
Ende der offiziellen achtjährigen Amtszeit war bereits zu Beginn der
Währungsunion auf Drängen Frankreichs vereinbart worden. Das Land
hatte beansprucht, den zweiten Präsidenten zu stellen. Trichet soll
die volle Amtszeit zur Verfügung stehen.(APA/Reuters)