Die RTL-Gruppe will in den kommenden Jahren verstärkt in Osteuropa tätig werden, kündigte Hans Mahr, Chefredakteur und stellvertretender Geschäftsführer von RTL an. Die westeuropäischen TV-Märkte seien weitgehend gesättigt. In osteuropäischen Staaten dagegen würden derzeit einige öffentlich-rechtliche Sender privatisiert, daher gebe es in diesen Ländern noch Spielraum für Engagements.

In Kroatien habe man sich um eine Lizenz beworben, "und wir sind recht zuversichtlich", so Mahr. Auch in Serbien "sind wir schon bald auf dem Weg". In Österreich sei man hingegen "den richtigen Weg gegangen", indem man auf Werbefenster gesetzt habe, "anstatt sich mit einem Vollprogramm zu verzetteln". Es sei aber erfreulich, dass der neue österreichweite Privatsender ATVplus "Wurzeln geschlagen" habe, meinte der österreichische Medienlegionär: "Dass es langsamer geht als gewünscht, war zu erwarten. Aber natürlich haben auch wir Interesse daran, dass mehr Geld ins Privatfernsehen geht."

Seitenhieb auf den ORF

Einen kleinen Seitenhieb auf den ORF und die heimische Medienpolitik konnte sich Mahr am Mittwochabend wie so oft nicht verkneifen: Wo doch in einigen osteuropäischen Staaten derzeit eine Teilprivatisierung der öffentlich-rechtlichen Sender im Gang sei, werde man vielleicht auch in Österreich, das ja oft als "Medien-Albanien" tituliert wurde, "irgendwann draufkommen, dass man das wichtigste Medium des Landes nicht in Staatshand lassen kann". Allerdings glänze jene Partei, die eine Teilprivatisierung des ORF zuletzt aufs Tapet gebracht hatte - die FPÖ - "vor allem im Umfallen", so Mahrs launiger Nachsatz. (APA)