Cancun - Die WTO muss sich bei ihrer Ministerkonferenz in Cancun mit einem Spezialthema auseinandersetzen. Vier zentral- und westafrikanische Länder - Burkina Faso, Mail, Benin und Tschad haben einen Vorschlag unterbreitet, wie über einen Abbau marktverzerrender Subventionen für die Bauwollindustrie, vor allem in den USA, die Armut in ihren Ländern verringert werden könnte.

Aus dem jüngsten Wirtschaftsbericht der Weltbank geht hervor, dass die Stützungen der USA für Baumwolle sich pro Jahr auf rund 3 Mrd. Dollar (2,69 Mrd. Euro) belaufen, drei mal mehr als Amerika an Entwicklungshilfe nach Afrika überweist. Zusammen mit den Subventionen anderer Baumwolle exportierender Staaten ließ dies den Weltmarktpreis für Baumwolle um 10 bis 20 Prozent fallen. Allein Afrika koste das jährlich etwas 250 Mio. Dollar an Exporteinkommen, sagte Shengman Zhang, Managing Director bei der Weltbank in seiner Rede vor den WTO-Ministern.

Die EU hat ebenfalls schon Unterstützung für die Baumwoll-Initiative signalisiert. Die EU habe Verständnis für die Probleme der betroffenen Ländern und werde sie im Rahmen der Doha Entwicklungsrunde unterstützen, sagte Handelkommissar Pascal Lamy in Cancun. Es sei jedoch "überraschend", dass der Vorschlag nur die Produktion, nicht aber Marktzugangskomponenten enthalte. Die EU sei der größte Baumwoll-Importeure der Welt. Zwar gebe es auch in der EU eine kleine, von Subventionen gestützte Baumwollproduktion, allerdings macht sie laut Lamy nur 2 Prozent der Weltproduktion aus und trage daher nicht zu einer Marktverzerrung bei.

Auch die in erster Linie angesprochenen USA haben bereits auf die Vorschläge der afrikanischen Länder reagiert: Sie wollen bei einem Abbau der Subventionen für die US-Baumwollfarmer gleich die gesamte Branche, also auch Fasern und Bekleidung, neu verhandeln. Zudem gebe es Marktverzerrungen bei Kunstfaser, die zu einer zunehmenden Verdrängung von Baumwolle führten. (APA)