Seit über 40 Jahren kämpft Arafat an vorderster Front für einen palästinensischen Staat, erst als Guerillaführer, dann als Politiker. 1959 gründete er die Fatah-Organisation, die sich den bewaffneten Kampf gegen Israel auf die Fahnen schrieb. Zehn Jahre später ließ er sich an die Spitze der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) wählen. Seitdem wandelte er sich vom geächteten "Terroristen", der die UNO-Vollversammlung 1974 mit umgeschnalltem Pistolenhalfter schockierte, zum international anerkannten und mit dem Friedensnobelpreis geadelten Präsidenten der Palästinenser.
Die Macht hat Arafat nicht mehr abgegeben, zuletzt aber teilen müssen. Unter großem internationalen Druck stimmte Arafat im Februar dieses Jahres der erstmaligen Berufung eines palästinensischen Ministerpräsidenten zu. Mahmud Abbas übernahm im April das Amt, reichte aber nach monatelangem Machtkampf mit Arafat vergangene Woche seinen Rücktritt ein. Arafat wollte die Kontrolle über die Sicherheitsdienste nicht aufgeben. Als Abbas' Nachfolger holte sich Arafat seinen Weggefährten Ahmed Korei, der für ihn schon mehrfach die Leitung heikler Verhandlungen mit Israel übernommen hatte.
Beten in Jerusalem
Vor seinem Tod, das hat sich Arafat vorgenommen, will er in Jerusalem beten - der Hauptstadt eines von ihm erträumten unabhängigen Palästinas. Für die Verwirklichung seines Traums setzt Arafat seit Jahrzehnten all seine Energie ein, und ist darüber alt geworden. Seine Kampfkraft ist geschwächt: Sichtbarer Ausdruck seiner Nervenkrankheit ist die zitternde Unterlippe, die inzwischen neben dem Palästinenserkopftuch zu seinem Markenzeichen geworden ist. Doch sein Geist sei ungebrochen, betonen Arafats Helfer.
Von gelegentlichen geistigen Ausfällen berichten Vertraute nur hinter vorgehaltener Hand. Angesichts eines mehr als 40-jährigen Kampfes als Guerillero und Politiker sei eine gewisse Müdigkeit ja wohl normal, wird der "Alte" allgemein verteidigt. Unbeirrt setzt Arafat seinen väterlichen und autoritären Regierungsstil fort.
Private Verhältnisse verschleiert
Er sei "mit Palästina verheiratet", pflegte der kleingewachsene Arafat stets zu sagen. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er aber nicht in den palästinensischen Gebieten, sondern im Exil und auf Reisen, in Ägypten, Kuwait, Jordanien, Tunesien und im Libanon.
Arafat, von seinen Anhängern Abu Ammar genannt, hat sein Privatleben immer verschleiert. Nicht einmal die Frage nach seinem richtigen Namen und seinem Geburtsort hat er je klar beantwortet. Am 27. August 1929 als Sohn palästinensischer Eltern als Mohammed Abdal Rauf Arafat el Kudwa el Husseini unterschiedlichen Angaben zufolge in Kairo, Jerusalem oder im Gaza-Streifen geboren, wuchs er in der ägyptischen Hauptstadt auf, wo er auch sein Ingenieursstudium abschloß.
Arafat war 17 Jahre alt, als er einer Palästinensergruppe beitrat und mit der Waffe in der Hand den Kampf begann. Der frühere österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky trug in den 70-er und 80-er Jahren dazu bei, dass Arafat in Europa zunehmend ernst genommen wurde.
Friedensnobelpreis 1994