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Foto: REUTERS/Korea News Service
Seoul/Tokio/New York - Nordkorea hat vor einem Atomkrieg als Folge von US-geführten Marinemanövern im Pazifik gewarnt.

Provokationen

"Wenn die selbstherrlichen und waghalsigen militärischen Provokationen der US-Imperialisten toleriert werden, wird die koreanische Nation nicht um solch furchtbare Katastrophen wie einen Atomkrieg herumkommen", zitierte am Samstag die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap die nordkoreanische Parteizeitung Rodong Sinmun. Die USA, Frankreich, Japan und Australien hatten am Samstag mit einer Übung in der Korallensee begonnen, bei der es um das Aufbringen von Frachtschiffen geht, die Massenvernichtungswaffen transportieren. Die USA werfen Nordkorea vor, Drogen, Falschgeld und Raketen zu schmuggeln.

Die Übung "Pacific Protector" richtet sich nach US-Angaben nicht gegen Nordkorea im besonderen. Die USA befürchten jedoch, dass Nordkorea Militärtechnologie - bis hin zu Atomwaffen - an Terroristen-Gruppen verkaufen könnte. Nordkorea hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Spanien hatte im Dezember im Arabischen Meer ein nordkoreanisches Schiff gestoppt und an die USA übergeben, das Skud-Raketen nach Jemen transportierte. Nachdem die US-Regierung festgestellt hatte, dass die Lieferung keine internationalen Gesetze verletzte, durfte das Schiff weiterfahren.

Nordkorea hatte im Oktober nach US-Angaben eingeräumt, entgegen einem Abkommen von 1994 sein Atomprogramm fortgesetzt zu haben. Seitdem hat Nordkorea Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) des Landes verwiesen und den stillgelegten Atomreaktor Yongbyon wieder angefahren. Zudem trat Nordkorea aus dem Atomwaffensperrvertrag aus, der die Weiterverbreitung von Atomwaffen und der Technologie zu deren Bau verbietet. Das kommunistische Land verfügt den USA zufolge vermutlich bereits über ein bis zwei Atombomben. Nordkorea hat von den USA unter anderem einen Nichtangriffspakt gefordert, was diese jedoch ablehnen. Die USA fordern, dass sich Nordkorea zunächst grundsätzlich zur Aufgabe seines Atomprogramms bereit erklärt.

"Grundsätzlich" zu neuen Sechsergesprächen bereit

Nordkorea ist nach einem Zeitungsbericht "grundsätzlich" bereit zu einer weiteren Runde der Sechs-Nationen-Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm. Pjöngjang habe Russland und andere, an den Verhandlungen beteiligte Länder darüber informiert, dass eine zweite Gesprächsrunde Anfang November in Peking stattfinden könne, berichtete die japanische Zeitung "Kyodo News" am Freitag unter Berufung auf nicht genannte russische Diplomaten. Zuvor habe der russische Präsident Wladimir Putin dem nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il in einem persönlichen Brief geraten, keine "provozierenden" Maßnahmen zu ergreifen.

Die erste Runde der Sechs-Nationen-Gespräche in Peking waren Ende August ohne greifbares Ergebnis zu Ende gegangen. Nordkorea erklärte im Anschluss, alle weiteren Gespräche zur Lösung des Atomstreits seien "sinnlos". An den Beratungen nahmen die USA, Nordkorea, Südkorea, Russland, Japan und China teil.

Am Montag sagte der nordkoreanische Botschafter in Moskau, Pjöngjang sehe "keinen Grund" für weitere Gespräche mit den USA über sein Atomprogramm. Da die Regierung in Washington versuche, Nordkorea "vollständig zu entwaffnen", sei die kommunistische Führung zum Ausbau ihrer "atomaren Abschreckung" gezwungen. Die USA verdächtigen Nordkorea, sein Atomprogramm zum Bau von Atomwaffen zu nutzen, und sehen in dem kommunistisch regierten Staat eine Gefahr für die gesamte Region.

Nordkorea schaltet Atomanlage in Yongbyon ab

Nordkorea hat seine umstrittene Atomanlage in Yongbyon einem US-Zeitungsbericht zufolge abgeschaltet. Die Gründe für den Entschluss seien unklar, berichtete die "New York Times" am Samstag unter Berufung auf US-Geheimdienstinformationen. Eine technische Panne, die Verlagerung der Aktivitäten in eine andere Anlage oder die Bereitschaft zur Kooperation mit der internationalen Gemeinschaft könnten zur Schließung der Anlage geführt haben. Hinweise darauf hätten die Bilder von Spionagesatelliten geliefert. Vor allem die USA hatten den Stopp des Atomprogramms und die Überprüfung der Atomanlagen gefordert.

Ende 2002 hatte Nordkorea in der Atomanlage in Yongbyon, 90 Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang, einen Forschungsreaktor wieder in Betrieb genommen, der waffenfähiges Plutonium herstellen kann. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) musste ihre Inspektoren abziehen. Das Programm war 1994 eingefroren und unter UN-Aufsicht gestellt worden. Im Jänner hatte Pjöngjang den Atomwaffensperrvertrag aufgekündigt. Die USA verdächtigen das kommunistisch regierte Land, sein Nuklearprogramm zum Bau von Atomwaffen zu nutzen und die Waffen weltweit auch an Terrorgruppen verkaufen zu wollen.(APA/Reuters)