London/New York - Ein überraschend starker Anstieg der US-Erdgasvorräte und ein Ende des Arbeitskampfes in der nigerianischen Ölbranche haben am Donnerstag die Furcht vor Versorgungsengpässen von den internationalen Ölmärkten genommen und die Preise gedrückt. Für ein Barrel (knapp 159 Liter) der marktführenden Ölsorte Brent aus der Nordsee wurden in London zuletzt 27,00 Dollar und damit 50 US-Cent weniger als am Vortag bezahlt. Leichtes US-Öl verbilligte sich um 53 Cent auf 28,82 Dollar.

Händlern zufolge hatte ein Bericht des US-Energieministeriums, wonach die Erdgasvorräte in der vergangenen Woche starker als erwartet gestiegen seien, den Rückgang der Preise eingeleitet. Die Entwicklung der Erdgasvorräte beeinflusst den Ölpreis, weil industrielle und private Verbraucher sowohl Erdgas als auch Öl als Brennstoff einsetzen können.

Wegen Lieferunterbrechungen aus den Opec-Staaten Irak, Nigeria und Venezuela waren die Vorräte der USA an Erdgas, Rohöl und Ölprodukten im bisherigen Verlauf des Jahres 2003 stark geschrumpft. An den Ölmärkten waren deshalb Befürchtungen aufgekommen, in den bevorstehenden Wintermonaten auf der nördlichen Erdhalbkugel könnte es zu Versorgungsengpässen kommen. Dies wiederum hatte die Preise in die Höhe getrieben.

Arbeitskampf zu Ende

Händlern zufolge schwanden die Sorgen der Marktteilnehmer um Versorgungsengpässe zudem durch die Nachricht, dass die Aussperrung von Angestellten des Ölkonzerns Royal Dutch/Shell in Nigeria beendet sei.

Unbeantwortet bleibe aber weiterhin die Frage, wann der Irak wieder sein volles Förder- und Exportvolumen erreiche, hieß es am Markt. Seit dem Sturz Saddam Husseins im April waren die Öleinrichtungen des Golfstaates immer wieder Ziel von Anschlägen, so dass die Produktion bisher nicht einmal die Hälfte der Menge vor Beginn des von den USA angeführten Krieges von rund 2,2 Millionen Barrel täglich (bpd) erreicht hat.

Am 24. September will die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) auch vor dem Hintergrund der nur schleppenden Erholung der irakischen Ölexporte ihre Förder- und Exportobergrenze von 25,4 Millionen bpd überprüfen. Führende Mitglieder des Kartells, wie Saudi-Arabien und Kuwait haben bereits wissen lassen, sie glaubten nicht an eine Änderung des Limits. Zur Vorsicht mahnte indessen der Iran, weil im kommenden Jahr mit einer Rückkehr des Irak an den Ölmarkt die Preise unter Druck geraten könnten. (APA/Reuters)