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Geiz ist offenbar geil, auch in der Oberschicht, denn das Preisbewusstsein wächst

Foto: APA/dpa/Gero Breloer
Wien - Die Luft wird in Österreich für Markenartikel zusehends dünner, während Handelsmarken ihren Siegeszug durch die heimischen Verkaufsregale fortsetzen. Laut einer Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes IMAS stimmt bereits jeder zweite Österreicher mit der Meinung überein, dass man zu billigeren Produkten greifen könne, da Qualitätsunterschiede immer geringer würden. 2001 lag die Zustimmung noch bei 39 Prozent.

"Der Handel ist unabhängig geworden von der Markenindustrie. Markenartikler haben keine Möglichkeit, sich zu wehren", sagte IMAS-Geschäftsführerin Gabriele Kaplitza am Freitag. "Für den Konsument sind Handelsmarken identisch mit Industriemarken - er kennt den Unterschied nicht. Das ist das Problem der Markenartikler, da sie es nicht geschafft haben, sich von Handelsmarken zu unterscheiden."

Für Handelskonzerne sei wiederum in erster Linie der Verkaufspreis das "Killerargument", denn beim Kunden "sticht halt der Preis", so Kaplitza weiter. Die Konsumenten seien - auch in der Oberschicht - sehr preissensibel geworden, was die IMAS-Geschäftsführerin auch auf Sparpakete oder die Pensionsreform zurückführt. Neben Leuten, die wirklich sparen müssten, würden immer mehr Konsumenten - nach dem Motto "Geiz ist geil" - nicht mehr als notwendig für benötigte Artikel ausgeben.

Keine Gegenstrategie

Da Kaplitza keine erfolgreichen Gegenstrategien für Markenartikler kennt, rechnet sie damit, dass sich diese Entwicklung weiterhin fortsetzen wird. Als Ergebnis sieht sie eine Konzentration in der Markenindustrie mit einer Entwicklung "in Richtung Monopolisierung". Große Markenartikler würden bereits von noch Größeren aufgekauft, was letztlich auch deren Zulieferer unter Druck bringe. Unangenehme Folge dieser Tendenz sei eine - von der Bevölkerung laut Kaplitza nicht erwünschte - Verringerung der Produktvielfalt. Diese Entwicklung habe bereits eingesetzt.

Dieser Trend ist laut der IMAS-Geschäftsführerin keineswegs auf Österreich beschränkt, sondern auch in Westeuropa und den USA auszumachen. Auch in Osteuropa seien die Handelsmarken bereits stark im Vormarsch. (APA)