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Wien - Der Aufschrei prominenter Wissenschafter wie Anton Zeilinger und Josef Penninger am Donnerstagvormittag weckte offenbar auf. Denn am Nachmittag erreichte FWF-Präsident Georg Wick bei Infrastrukturminister Hubert Gorbach, dass der unter akuter Geldnot leidende Wissenschaftsfonds heuer doch zusätzliche Geldmittel bekommt.

Wie DER STANDARD aus dem Infrastrukturministerium erfuhr, soll der FWF von den insgesamt rund 79 Millionen Euro an bereits bewilligten Technologiemillionen 13 bekommen. Gorbachs Sprecherin Christine Lackner wollte diese Zahl nicht bestätigen, der Minister sei aber bemüht, die Gelder so umzuschichten, "dass die Lücke 2003 nicht schlagend wird", hieß es zu den laufenden Verhandlungen. Am FWF-Grundbudget selbst werde jedoch nichts verändert. Wick war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Die klaffende Lücke füllen die 13 Mio. Euro freilich nicht, denn dem FWF fehlen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 16,3 Mio. Euro. "Die 13 Millionen Euro sind gut, aber viel zu wenig", kontert Michael Freissmuth, Professor für Pharmakologie an der Medizin-Uni Wien.

Freissmuth gehört zu den vehementesten Kritikern der gegenwärtigen Forschungsförderpolitik, er sammelt Unterschriften gegen die vom Infrastrukturministerium mehrfach angestrebte Zusammenführung der autonomen Forschungsfonds FFF und FWF in einer Ges.m.b.H, welche politische Einflussnahme befürchten lässt.

"Ich bin sehr irritiert über diverse Umbaupläne und Gängelungsversuche", sagte Freissmuth, "es darf in der Forschung keine politische Kontrolle geben." 1726 Unterschriften hat er bereits beisammen, sie werden demnächst der Regierung überreicht. Derzeit würden über den FWF rund 2000 wissenschaftliche Mitarbeiter bezahlt, weil diese von den ebenfalls unter Geldnot leidenden Unis nicht angestellt werden könnten. "Wenn der FWF kein Geld mehr hat, sind diese guten Leute weg." Rückholaktionen für ausländische Forscher könnte man sich dann sparen.

Die Hebelwirkung von Grundlagenforschung sei viel größer als allgemein bekannt: Pharmakonzerne wie Novartis und AstraZeneca hätten ihre Forschung deshalb in die USA verlagert, weil dort der Staat die (biomedizinische) Grundlagenforschung wesentlich intensiver fördere. "Davon partizipieren die Firmen, auch beim Personal", sagt Freissmuth. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13. 9. 2003)