Der zunächst rein für Studienzwecke eingerichteten Sammlung der Akademie der bildenden Künste wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts allgemeines kunsthistorisches Interesse zuteil. 1878 entstand im Gebäude am Schillerplatz das Gipsmuseum. Neben der hauseigenen Gießerei bezog man Abgüsse aus ganz Europa. Nachdem sich der Bau eines Plastiken-Museums im Prater zerschlagen hatte und zu Jahrhundertanfang die Antiken aus der Mode kamen, zerfiel die Sammlung, Teile landeten in Hofbaracken, im Augustinerkeller oder auch in der Kartause Mauerbach.
Kulturpolitik
Gipsalarm aus dem Steinzelt
Unter den Kellergewölben des Semperdepots warten 450 Skulpturen und Reliefs darauf, dass sie zu einer echten Glyptothek werden
Der "Moses" des Michelangelo hat seine Gesetzestafel verloren, der Madonna fehlt der linke Arm. Nikola Vujasin repariert das. Der Restaurator kniet derzeit inmitten von 450 Gipsskulpturen und Reliefs im schönen dreischiffigen Kellergewölbe unter dem Semperdepot, um den "Moses" fit zu machen für einen Ausstellungsauftritt in Graz. Der erste Schritt einer Museumswerdung: Die Sammlung soll 2005 eine öffentlich zugängliche Glyptothek werden.
Seit 1996 warten die der Gemäldegalerie überantworteten Raritäten nun dicht gedrängt im Semper-Depot auf ihre Wiedererweckung. Um die vor allem ihrer Herstellungstechnik (Formenabgüsse von Originalen) wegen wertvolle Sammlung kümmert sich Kuratorin Bettina Hagen. Gemeinsam mit Martina Fleischer arbeitet sie am Aufbau des neuen Museums. (afze, DER STANDARD, Printausgabe vom 13./14.9.2003)