Rabat - Der Mord an zwei Juden innerhalb von nur 48 Stunden hat die Kommunalwahlen in Marokko überschattet. In Meknes sei ein 78-jähriger Rentner auf dem Weg zur Synagoge von einem Unbekannten erstochen worden, berichtete die Presse am Sonntag. Bereits am Donnerstag war in Casablanca ein jüdischer Händler von Vermummten aus nächster Nähe erschossen worden. Zwar geht die Polizei nach bisherigen Erkenntnissen von gewöhnlichen Verbrechen aus. Die jüdische Gemeinde spricht dagegen von Terror-Anschlägen. In Marokko leben mehr Juden als in jedem anderen arabischen Land.

Bei den Kommunalwahlen hat sich die national-konservative Istiqlal-Partei als landesweit stärkste Kraft behauptet. Sie stellt nach dem am Sonntag veröffentlichten Endergebnis künftig knapp 17 Prozent der Gemeindevertreter. Auf den zweiten Platz kamen die Sozialisten (USFP) von Ex-Ministerpräsident Abderrahman Youssoufi mit 14,7 Prozent, gefolgt von der mitte-rechts-orientierten Unabhängigen Nationalen Vereinigung (RNI) mit 12,4 Prozent. Die drei Parteien gehören einem aus sechs politischen Kräften bestehenden Regierungsbündnis an, das insgesamt auf 65 Prozent der Sitze kam. Die Beteiligung lag bei 54,2 Prozent.

Rund 14,6 Millionen Marokkaner waren bei den Wahlen am Freitag aufgerufen, über die Zusammensetzung der Gemeindevertretungen abzustimmen. Es war die erste Kommunalwahl unter der Herrschaft von König Mohammed VI., der seit dem Tod seines Vaters Hassan II. im Jahre 1999 regiert. (APA/dpa)