Wien/Berlin - In Deutschland geht nach dem Bericht des Rechnungshofs, der dem Eurofighter beträchtliche Mängel attestiert, die Debatte um den Abfangjäger weiter. Der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) will mit der Eurofighter-Produktionsfirma und den Partnerländern darüber verhandeln, "die Einführung des notorisch teurer werdenden Systems zumindest zu strecken". Grund dafür seien die Finanznot und steigende Kosten beim Eurofighter, berichtet der Spiegel.

In Österreich hat der Zweite Nationalratspräsident und Vize-SPÖ-Vorsitzende Heinz Fischer am Sonntag die Anschaffung der Eurofighter als "Fehlentscheidung" kritisiert. Österreich hätte überhaupt keine Abfangjäger anschaffen müssen, meinte Fischer in der ORF-"Pressestunde". Österreich habe bald keine EU-Außengrenze mehr, "und wir können uns diese teuren Flugzeuge nicht leisten". Man hätte bei der Überwachung des Luftraumes eine europäische Zusammenarbeit "ernsthaft ins Auge fassen" sollen, auch als neutrales Land.

Der Bericht des deutschen Rechnungshofs ist für Fischer "eine gewisse Bestätigung". Der Rücktrittsaufforderung seines Klubobmannes Josef Cap an Verteidigungsminister Günther Platter (ÖVP) wollte sich Fischer aber nicht anschließen: "Er kriegt bei mir noch die Gelegenheit, dass er es besser macht."

Die Heeresreform ist nach Ansicht Fischers "dringend notwendig". Er erwartet, dass der Ministerrat am Dienstag die Einsetzung einer Reformkommission beschließen wird. Ein Konsens mit der SPÖ wäre möglich, "wenn man uns vernünftig behandelt". Eine Verkürzung des Wehrdienstes könnte "sachlich gut gerechtfertigt werden". Die von seiner Partei in Diskussion gebrachten vier Monate sind für Fischer "die Untergrenze".

Offen gelassen hat Fischer weiter seine Entscheidung, ob er bei der Bundespräsidentenwahl im kommenden Frühjahr antreten wird. Er rechnet damit, dass die Entscheidung über die Kandidatur für die Bundespräsidentenwahl am "Ende des Herbstes" fallen wird. Es wäre "kein Dienst am Land und an der Demokratie", wenn man mit der Kampagne für die Wahl zu früh beginnen würde.

Klestil kontra Unkultur

Zur Voest-Privatisierung meinte Fischer, dass sie ein "turbulentes Hoppla" sei. Zu Wort gemeldet hat sich auch Bundespräsident Thomas Klestil in der Voest-Debatte: Er warnte vor "Unkultur" in der Voest-Debatte. Die Voest sei mehr als nur ein Industrieunternehmen, sie sei "ein Symbol des Wiederaufbaus".

Für VP-Generalsekretär Reinhold Lopatka sind bei Fischer "viele Fragen offen geblieben". Ähnlich FP-Generalsekretärin Magda Bleckmann: Fischer habe nur "Worthülsen geboten". (APA/DER STANDARD, Printausgabe, 15.9.2003)