Istanbul - Die erniedrigende Behandlung armer Familien hat in der Türkei zum Schulbeginn am Montag für Schlagzeilen gesorgt. Obwohl die staatlichen Grundschulen in der Türkei kostenlos sind, erwarten die Schulen von den Eltern vielerorts eine "freiwillige" Spende, wie die türkische Presse berichtete. Ülkü Tasci, eine Mutter im südtürkischen Antalya, die die umgerechnet 64 Euro zur Einschulung ihrer Tochter nicht aufbringen konnte, wurde vom Schuldirektor gezwungen, am Wochenende zwei Tage lang das Schulgebäude zu putzen. "Das hat mein Ehrgefühl verletzt", sagte die Frau. Direktor Ali Acikalin sagte der Zeitung "Hürriyet", die Schulen erhielten vom Bildungsministerium in Ankara nicht genug Geld und seien deshalb auf die Mithilfe der Eltern angewiesen. Der Zeitung zufolge kündigte Bildungsminister Hüseyin Celik eine Untersuchung des Falles an. Laut "Hürriyet" mussten auch arme Eltern im westtürkischen Izmir die Schule ihrer Kinder putzen. Am Montag begann für 13 Millionen Kinder und 560.000 Lehrer in der Türkei das neue Schuljahr.(APA)