Wien - 374 Tage nach dem ersten Verkaufsgespräch hat die ÖBB am Montag den 1500 Busse starken Postbus offiziell von der Verstaatlichtenholding ÖIAG übernommen. Der Kaufpreis hat sich wegen der während des Kartellverfahrens angefallenen Zinsen von 116 auf knapp 120 Millionen Euro erhöht, sagte der für Personen- und Güterverkehr zuständige ÖBB-Vorstandsdirektor Ferdinand Schmidt zum STANDARD. Finanziert werden soll der Deal über den Kapitalmarkt.

700.000 Fahrgäste

Bei den beiden ungleichen staatlichen Busunternehmen, deren Fusion über Jahrzehnte erfolglos versucht wurde und die den öffentlichen Nahverkehr mit täglich rund 700.000 Fahrgästen klar dominieren, kann nun die Zusammenführung beginnen. Als Erstes sollen Fahrpläne aufeinander abgestimmt und die Auskunft zusammengelegt werden.

Binnen Jahresfrist will ÖBB-Chef Rüdiger vorm Walde Organisationsstruktur, Gesellschaftsform, Personal und Produktion auf einen Nenner gebracht wissen. Bis es so weit ist, bleiben beide Marken erhalten, ein neuer Name steht noch nicht fest. Der in den Achtzigerjahren kreierte "Bundesbus" scheint Schmidt "zu belastet" - er hatte seinerzeit lediglich zur Umlackierung der gelben und roten Busse auf Gelb-Rot und neuen Kennzeichen "BB" geführt.

Künftig Gewinne

Schmidt erwartet, dass der Bahnpostbus künftig Gewinne schreiben wird. Vorerst ist dies freilich nur beim Postbus der Fall, der im ersten Halbjahr dem Vernehmen nach erstmals 5,9 Mio. Euro Überschuss auswies und im Gesamtjahr die von der ÖIAG vorgegebenen 80.000 Euro "locker" überschreiten dürfte. Trotz des schüler- und skibuslosen Sommers sollte sich unterm Strich ein positives Betriebsergebnis (Ebit) von zwei bis drei Mio. Euro ausgehen. 2002 betrug der mit 2800 Mitarbeitern eingefahrene Verlust noch 12,7 Mio. Euro.

Vom Bahnbus weiß man nur, dass er circa halb so viele (und ältere) Busse hat und laut Schmidt "eine schwarze Null" einfährt. Der Bahnpostbus soll als Tochter der zu gründenden ÖBB-PersonenverkehrsAG firmieren und Synergien von 36 Mio. Euro heben. Eine Jobgarantie für die insgesamt rund 4400 Mitarbeiter gibt es nicht.

Teilprivatisierung?

Noch völlig unklar ist, wie die von der Regierung verordnete Teilprivatisierung des Busriesen vonstatten gehen soll. Denn die ÖBB durfte den Bus nur kaufen, wenn sie ein Drittel an private Buskonkurrenten wie Blaguss, Dr. Richard, Sab-Tours & Co abgibt. Woraus dieses "faire Drittel" besteht, will Schmidt bis Jahresende definieren. Da der Verkauf einzelner Linienkonzessionen verboten ist, könnten regionale Gesellschaften gegründet werden, an denen die Bahn nur 25 Prozent hält. Auch eine Kapitalbeteiligung am gesamten Bahnpostbus sei vorstellbar. (ung)