München/Karlsruhe - Die in der vergangenen Woche in
München festgenommenen Neonazis haben nach Angaben von Bayerns
Innenminister Günther Beckstein (CSU) keinen konkreten Anschlag auf
den bayerischen SPD-Spitzenkandidaten Franz Maget geplant. Es sei "in
keiner Weise, von keinem Mitglied der Gruppe, davon gesprochen
worden, dass man gegen Herrn Maget etwas unternehmen wolle", sagte
Beckstein am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. Beckstein nannte die
Angaben von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) "übertrieben", dass
Maget im Visier der Neonazis gewesen sei.
Laut Beckstein hatte ein junger Mann aus der Nachbarschaft Magets
einen Zettel mit dem Namen und der Adresse Magets an den mutmaßlichen
Anführer der Neonazi-Gruppe, Martin Wiese, weitergegeben. Nachdem
dies bekannt geworden sei, habe er Maget in der vergangenen Woche
"alle Sicherheitsvorkehrungen" angeboten, sagte der Innenminister
weiter.
Ausgespäht
Schily hatte am Montag berichtet, Maget sei von den Neonazis
"ausgespäht" worden. Der Bundesinnenminister wertete dies als
Zeichen, dass die Gruppe, "noch stärker" Anzeichen einer
terroristischen Vereinigung zeige. Die Gruppe war in der vergangenen
Woche festgenommen worden. Sie soll einen Sprengstoffanschlag auf die
Baustelle des geplanten jüdischen Zentrums in München geplant haben.
Unterdessen bestätigte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft,
dass die Behörde auch einen Zusammenhang zwischen der Neonazi-Gruppe
und früheren Anschlagsdrohungen in München prüfe. Bisher gebe es
darauf aber keine Hinweise, betonte die Sprecherin. Die "Berliner
Zeitung" hatte zuvor berichtet, die Drohbriefe seien im Februar in
München von einer bis dahin unbekannten Gruppe namens "Deutsches
Jüdisches Kampfbündnis" unter anderem an Oberbürgermeister Christian
Ude (SPD) verschickt worden. In den Briefen, die ein gelbliches
Pulver enthielten, forderte die Gruppe ein Ende der Bauarbeiten an
dem jüdischen Zentrum und kündigte dem Bericht zufolge "Anschläge auf
das Judentum" an. Die Bundesanwaltschaft hatte damals die
Ermittlungen übernommen. (APA/dpa)