Auch am gütigsten Landesvater gehen solche Appelle nicht spurlos vorüber, das ist ein Anspruch, den man nicht einfach wegschieben kann. Den kann man nicht sofort und mit klaren Worten ablehnen, man kann ihn höchstens, bevor jemand auf die Idee kommt, ihn zu widerrufen, in alle Öffentlichkeit hinausposaunen, damit man auch in der Kronen Zeitung weiß, jetzt ist die Zeit für gemütserwärmende G'schichteln über die Pröll-Familie gekommen. Das kann auf keinen Fall schaden.
Da waren aber auch die Lokalpatrioten, deren wie Donnerhall brausender Ruf, das Bundesland nicht in Trost- und Prölllosigkeit versinken zu lassen, in ihm die vor sich hindösende Leidenschaft, erster Diener Niederösterreichs zu sein, jäh weckte. Ist nicht auch das eine Herausforderung, der man sich stellen muss?
Es ist doch eine rechte Qual, für praktisch alle bedeutenden Funktionen im Staat einfach der Beste zu sein, sei es nun Landeshauptmann oder Bundespräsident (vom Bundeskanzler ganz zu schweigen), aber unter einer Verfassung leben zu müssen, die die Vereinigung dieser Ämter in einer Hand unverständlicherweise nicht vorsieht. Wenn der drohende Konvent daran nichts ändert, kann man ihn sich gleich schenken.
Vieles galt es da abzuwägen und den Nutzen des Staates einerseits, den des Landes andererseits zu bedenken, ohne jede Bedachtnahme auf die eigene Person. Herkules am Scheidewege nichts dagegen. Hat ein pflichtbewusster Landesvater, der auch Österreich mit der strengen Autorität des Familienvaters regieren würde, weil einer doch sagen muss, wo es langgeht, nicht die Pflicht, über den Rand des familiären Esstisches hinauszublicken, dorthin, wo Gefahren lauern könnten?
Da ist ein Kanzler, der sich einbildet, nach Belieben koalieren zu können, ohne auf Pröll zu hören, da ist seine Kandidatin für die Hofburg, die noch lernen muss, dass Buntheit kein Ersatz für Bodenständigkeit ist und Zähneblecken kein Beweis für die Fähigkeit, entschlossen zuzubeißen. Da ist die schwere Verantwortung, die Kandidatur für das höchste Amt leider Minderqualifizierten überlassen zu müssen, das Amt aber dennoch der eigenen Partei erhalten zu sollen.
Es war ein gewaltiges Ringen rustikaler Schicksalsmächte, das sich da in der Brust des Landeshauptmannes abspielte. Das Interesse eines breiten Publikums, das diesen inneren Kampf zwischen Landhaus und Hofburg verfolgen durfte, nein, musste, war Balsam auf die gespaltene Psyche des Radlbrunners. Umso schmerzlicher für ihn, wie kühl man in der Bundeszentrale seiner Partei auf die Stimme seines heißen Herzens reagierte, indem man unverdrossen auf die spätere Bekanntgabe einer kandidierenden Person verwies.