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Egon Matzner

Foto: archiv
Der Wirtschaftswissenschafter Egon Matzner war noch keine dreißig Jahre alt, als er vom damaligen SP-Bundeskanzler Bruno Kreisky zum Koordinator für den Entwurf zu einem neuen Parteiprogramm der österreichischen Sozialisten eingesetzt wurde. In das Programm von 1978, so berichtet ein damals Beteiligter, der heutige Klubdirektor der SPÖ Herbert Ostleitner, sei erstmals eingeflossen, dass nicht staatliches Eigentum per se anzustreben ist, sondern dass es um die Entscheidungsstrukturen in verstaatlichten Betrieben geht - für damals "revolutionär".

Exfinanzminster Ferdinand Lacina sagt über seinen Freund aus Studententagen: "Er war einer der ersten unter den Parteilinken, die das Potenzial von Kreisky richtig eingeschätzt haben."

Wien - Stockholm - Linz

Der gebürtige Klagenfurter studierte Wirtschaft in Wien, Stockholm und Linz. Von 1972 bis 1998 war er Professor an der TU Wien, dort einer der ersten Wirtschaftswissenschafter.

Nach Kreisky drifteten Partei und Vordenker auseinander. Der Matznersche Austrokeynsianismus wurde von Franz Vranitzky und Viktor Klima ideologisch nicht mehr gebraucht. Die Kontakte zu Intellektuellen hörten auf. Matzner kritisierte die SPÖ in zahlreichen Artikeln scharf. 1994 schließlich stellte er seine Mitgliedschaft ruhend.

Der Autor mehrerer Bücher - zuletzt "Die vergeudete Republik" - starb 65-jährig Dienstag beim Joggen in Wien. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder, zwei davon aus erster Ehe. (DER STANDARD Printausgabe, 17.9.2003, szem)