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Foto: APA/ Oliver Stratmann
Wien - Ein Wiener Innenstadthotel, früher Nachmittag: Vier gut gekleidete Herren mit Trolleys haben gerade eingecheckt; mehrere andere gut gekleidete Herren kommen dazu, zeigen ihre Ausweise; nach einem kurzen Gespräch verlassen alle das Hotel durch die Lobby. Der unspektakuläre Eindruck täuscht. Die mit den Trolleys sind mutmaßliche Drogendealer, die mit den Ausweisen Kriminalisten. Das Resultat ist Aufsehen erregend: 232.500 Stück Ecstasy-Tabletten - in Kilogramm: 70. Der Rekordaufgriff hätte im illegalen Straßenverkauf bis zu 3,5 Millionen Euro gebracht.

Tabletten in den Trolleys Der diskrete Zugriff sei am 11. September erfolgt, sagte Herbert Stübler von der Wiener Kriminaldirektion 1 am Mittwoch zum STANDARD. Aus kriminaltaktischen Erwägungen sei man erst jetzt mit dem Ermittlungserfolg an die Öffentlichkeit gegangen. Bei den Verdächtigen handle es sich um zwei Polen, beide 21 Jahre alt, und zwei Niederländer (48 und 30). Die Ecstasy-Tabletten wurden zum Großteil in den Trolleys gefunden, 50.000 Stück waren in einem Reservereifen ihres Wagens versteckt.

Der vom Bundeskriminalamt koordinierten Polizeiaktion waren Hinweise aus dem Ausland vorangegangen. Die verbotenen Amphetamin-Tabletten waren ziemlich sicher nicht nur für Österreich bestimmt. Das eingestanzte Design einer Krone ist in ganz Europa bekannt, das Produktionslabor dürfte sich in den Niederlanden befinden. Die Verdächtigen, die nun im Landesgericht Wien in Untersuchungshaft sitzen, waren kurz vor ihrer Verhaftung aus Amsterdam kommend per Auto eingereist.

Gewinnspanne bei Ecstasy ist gigantisch

"Die Gewinnspanne bei Ecstasy ist gigantisch. Herstellungskosten betragen gerade 25 Cent pro Stück, verkauft werden die Dinger um bis zu 20 Euro", so Stübler. (simo, DER STANDARD Printausgabe 18.9.2003)