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foto: reuters
München/Brüssel - Der belgische Brau-Riese Interbrew wird mit dem Einstieg bei der Traditionsbrauerei Spaten-Franziskaner zum größten Brauer in Deutschland. Nach 606 Jahren Eigenständigkeit bringt Spaten sein Biergeschäft mit Marken wie Spaten, Franziskaner und Löwenbräu in ein Gemeinschaftsunternehmen mit den Belgiern ein. "Das ist das richtige Geschäft zum richtigen Preis in einem Schlüsselmarkt", sagte Interbrew-Chef John Brock am Donnerstag. Dinkelacker-Schwabenbräu, an der Spaten mittelbar die Mehrheit hält, wird direkt an die Interbrew-Tochter Becks (Bremen) verkauft.

Beck's, Hasseröder und Diebels Alt

Die weltweit zweitgrößte Brauerei, Interbrew, wird bei Spaten einsteigen und die Bieraktivitäten komplett übernehmen.

Das börsennotierte belgische Unternehmen besitzt in Deutschland bisher die Marken Beck's, Hasseröder und Diebels Alt. Spaten-Löwenbräu ist mit seinen Marken Spatenbräu, Franziskaner Weißbier Löwenbräu und Dinkelacker auch international bekannt.

Den Angaben zufolge ist die Transaktion mindestens 477 Mio. Euro schwer; abhängig von den Spaten-Geschäftsergebnissen 2004 können daraus bis zu 533 Mio. Euro werden. Die Spaten-Gruppe wird sich den Angaben zufolge auf das Immobiliengeschäft konzentrieren und im Gegenzug für den Verkauf ihrer auf das Jahr 1363 zurückgehenden Biersparte 13 Prozent an Interbrew Deutschland halten.

200 Biermarken

Der neue Brauereiriese soll in Deutschland mit einem Produktionsvolumen von 15,6 Mio. Hektolitern und 11 Prozent Anteil am deutschen Biermarkt zum Branchenführer aufsteigen.

Wenn Aktionäre und Kartellbehörden dem Plan zustimmen, soll der Zusammenschluss in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres stehen.

Die Spaten-Brauereien sind bisher weit gehend in Familienbesitz; 12 Prozent der Anteile werden an der Börse gehandelt. Interbrew erwirtschaftete mit 35.000 Beschäftigten und mehr als 200 Biermarken im vergangenen Jahr knapp 7 Mrd. Euro Umsatz.

Angesichts der schwierigen Lage auf dem deutschen Biermarkt sei ein Alleingang zunehmend schwerer geworden, sagte Spaten-Chef Jobst Kayser-Eichberg. Die Lkw-Maut und das Dosenpfand hätten die Situation weiter verschärft. Interbrew habe bei anderen Übernahmen bewiesen, dass der Konzern auf die Weiterentwicklung starker Marken in regionalen Märkten setze. "Wir sehen der Zukunft mit großer Zuversicht entgegen." Die Entscheidung werde die Braustandorte langfristig sichern.

Damit erreicht die Konsolidierungswelle auf dem deutschen Biermarkt einen neuen Höhepunkt. Zuvor hatte sich bereits unter anderem die Paulaner-Gruppe von Schörghuber mit dem Heineken-Konzern verbündet.

Spaten und Interbrew einigten sich auf ein kompliziertes Konstrukt, um ihre Partnerschaft abzusichern. Dabei erhält Spaten- Franziskaner eine Beteiligung von knapp 13 Prozent an der Interbrew Deutschland Holding GmbH (Bremen). Darüber hinaus kaufen die Belgier direkt 29 Prozent der Anteile an Spaten für bis zu 200 Mio. Euro. Formal gilt das Geschäft wegen dieses Vorgehens nicht als Übernahme. Insgesamt wurden die Bieraktivitäten von Spaten- Franziskaner und Dinkelacker mit 477 Mio. Euro bewertet.

Im Geschäftsjahr 2001/02 (30. September) hatte die Spaten- Franziskaner-Bräu KGaA ihren Absatz im Konzern einschließlich Lizenzen leicht auf knapp 2,9 Mio. Hektoliter Bier gesteigert. Der Umsatz sank wegen niedrigerer Erlöse in der Immobiliensparte um knapp 5 Prozent auf 315,3 Mio. Euro. (APA/dpa/AP/Reuters)