"Wir haben in Europa exzellentes Humankapital, aber wir brauchen mehr finanzielle Hilfe", so die italienische Professorin Rita Levi-Montalcini, die für ihre Entdeckung des "Hormons" für Nervenwachstum 1986 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, in Brüssel.
Netzwerke zwischen Forschungseinrichtungenbauen
"35 Prozent aller Krankheiten in Europa stehen heute mit dem Gehirn in Zusammenhang", erläuterte Carlos Belmonte, Direktor des Instituts für neuronale Wissenschaften in Alicante. "Dies spitzt sich mit der Alterung der Gesellschaften in Europa und mit der Zunahme von Stressfaktoren zu", so Belmonte. Auf der Brüsseler Konferenz wurde unter anderem die Zahl von 33 Millionen Europäern genannt, die an Depressionserkrankungen leiden.
"Die Menschen in der EU leben länger, und mit dem Alter kommen mehr Probleme wie Demenz oder Parkinson", hob auch John Bowis, Abgeordneter im Gesundheitsausschuss des EU-Parlaments, hervor: "Das wird ein immer bedeutenderer Kostenfaktor bei Behandlung und Pflege", so der britische Konservative.
EU-Forschungskommissar Busquin ist sich des Problems bewusst. Er verkündete daher in Brüssel, dass die EU-Kommission derzeit über neue Projekte der Gehirnforschung ab 2004 in einem Umfang von 45 Millionen Euro verhandle. Die Gelder sind im sechsten EU-Forschungsrahmenprogramm vorgesehen, das die Jahre 2002 bis 2006 abdeckt.
Doch nach Ansicht Busquins ist Geld allein nicht die Lösung: Es gehe vor allem auch darum, Netzwerke ("Networks of excellence") zwischen den europäischen Forschungseinrichtungen aufzubauen und zu fördern.
Stammzellen
Der spanische Forscher Belmonte betonte, dass nicht nur die Neurologie in die Gehirnforschung eingebunden werden müsse, sondern auch neuere Disziplinen wie Mikrochirurgie, Robotik und Gentechnologie. Für Busquin Anlass genug, auf die aktuelle Ethikdebatte in der EU hinzuweisen: "Embryonale Stammzellen sind auch ein Problem bei der Forschung in diesem Sektor", so der Befürworter.