"Langfristig konnte man aber sowohl mit Aktien als auch Anleihen rund 7,5 % Ertrag p. a. erwirtschaften", betont Kaldemorgen und verweist auf einen Chart des deutschen Aktienindex DAX sowie des deutschen Rentenindex REXP seit 1973.
Wirtschaftsaufschwung in den USA erwartet
Die Analysten der Deutschen Bank prognostizieren ein Wirtschaftswachstum in den USA in der Höhe von 2,8 % (2003) und 3,78 % (2004). Euroland liegt mit Wachstumsprognosen von 0,7 % (2003) und 1,8 % (2004) deutlich dahinter. Japan kehrt nach Einschätzung der Volkswirte der Deutschen Bank mit 2,0 % (2003) bzw. 1,7 % wieder auf einen Wachstumskurs zurück und China bleibt mehr als 8 % für die beiden kommenden Jahren weiterhin die Konjukturlokomotive in Asien.
US-Konsum stabil auf hohem Niveau
Klaus Kaldemorgen: "Der wichtigste Baustein der US-Wirtschaft ist mit 70 % eindeutig der private Konsum. Nach 3,1 % Wachstum im vergangenen Jahr sollte sich der Zuwachs im heurigen Jahr auf 3,2 % und im Jahr 2004 auf 3,4 % erhöhen. Investititonen von Unternehmen werden in den USA schon in diesem Jahr anziehen - wir gehen von 3,1 % aus - in Europa allerdings erst im kommenden Jahr und zwar mit 3,2 %", erläutert Kaldemorgen weiter.
Risiken in den USA: hoher Staatsverbrauch, Verschuldung und Arbeitsmarkt
Sorge bereitet Kaldemorgen der hohe Staatsverbrauch in den USA. Eine Zunahme von 7,5 % im Jahr 2002 und 7,0 % im laufenden Jahr dokumentiert den steigenden Einfluß der Politik durch die Erhöhung der Rüstungsausgaben.
Nach der Ära Clinton mit Budgetüberschüssen von bis zu 250 Mrd. USD setzt die US Administration heute auf eine expansive Fiskalpolitik mit Budgetdefiziten von mehr als 450 Mrd. USD. Dies bringt die Gesamtverschuldung in % des BIP auf eine Höhe von rund 220 %. Ein Wert, der durchaus als strukturelles Problem bezeichnet werden kann.
Dazu kommt noch das steigende Leistungsbilanzdefizit sowie die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Es ist nach Ansicht von Kaldemorgen nicht sicher, daß sich der US-Arbeitsmarkt bei einer Konjunkturerholung deutlich entspannen kann. Der Grund dafür liegt in der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit der Industrieproduktion in den USA.
Asien wird vom Wirtschaftsaufschwung in den USA überproportional profitieren
Kaldemorgen: "Asien wurde in den letzten Jahren zum Produktionsstandort für Unternehmen aus der ganzen Welt. Damit werden allerdings auch Arbeitsplätze exportiert und in weiterer Folge werden auch zunehmend neue Technologien in diesen Ländern entwickelt. Ein Beispiel dafür ist die Flat-Screen Technologie." Japan wird auch wieder stärker wachsen und vom Outsourcing-Trend in Asien profitieren.
Die Aktienmärkte in Asien sind günstig bewertet. Die Erwartungshaltung der Investoren gegenüber Asien ist allerdings sehr hoch und die Entwicklung der Börsen vom Zufluss ausländischen Kapitals abhängig - sowohl als Direktinvestitionen als auch als Portfolioinvestment.
Die Finanzindustrie in Asien weist in einigen Ländern noch strukturelle Schwächen auf und das Thema Corporate Governance ist noch schwach entwickelt.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Abhängigkeit von Rohstoffen. China konsumiert beispielsweise bereits 25 % der weltweiten Stahlproduktion - und dies bei Preisen für Stahl, die sich im letzten Jahr verdoppelt hatten. Insgesamt ist die Struktur der Industrieproduktion in Asien noch sehr technologielastig.
Japan wächst wieder
Ermutigend sind auf jeden Fall die Wachstumszahlen für Japan. Nach 2,4 % im ersten Quartal in diesem Jahr legte die japanische Volkswirtschaft im zweiten Quartal sogar um 3,9 % zu. Der Free Cash Flow in den Unternehmen steigt und wird vor allem zum Rückkauf von eigenen Aktien verwendet. Die Überhänge an Aktien durch die Bereinigung der Cross-Shareholdings sind nach Ansicht von Kaldemorgen bereits weitgehend abgearbeitet.
Rohstoffe und Inflationsgefahren
Chancen sieht Kaldemorgen auch im Rohstoffsektor. Das knappe Angebot und die steigende Nachfrage - vor allem aus China - würden die Marktbalance in den nächsten Jahren allerdings weiter verschieben. Zudem wurden seit 1997 fallende Investitionen in neue Anlagen beobachtet - beispielsweise im Papier- und Metallsektor.
Aufgrund der großzügigen Geldversorgung der weltweiten Kapitalmärkte sieht Kaldemorgen durchaus auch steigende Preise am Horizont. Kaldemorgen: "Inflationsgefahren sind durchaus gegeben. Für Fondsmanager ist es eine Herausforderung das Kapital gegen Inflation zu schützen." In diesem Punkt kann Kaldemorgen auf seine langjährige Erfahrung als Fondsmanager zurückgreifen. Im Gegensatz zu jüngeren Kollegen, die erst seit Anfang der Neunzigerjahre im Geschäft sind, hat Kaldemorgen auch schon Marktphasen mit höheren Inflationsraten gemeistert.