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In Graz sind die Hörsäle leer

foto: apa/oczeret
Graz - Mehr leere Hörsäle als erwartet wird es im neuen Studienjahr an der Grazer medizinischen Universität geben. Anstatt der erwarteten 264 Studierenden haben nur 124 Medizinstudenten die erforderlichen Prüfungen geschafft, um an Lehrveranstaltungen des zweiten Studienabschnittes teilnehmen zu können. Die mehr als 50-prozentige Unterbelegung werde zu einem enormen Stau in den kommenden Semestern führen, befürchten Höchschülerschaftsvertreter.

Die Lehrbeauftragten der medizinischen Fakultät haben die Leistungslatte offenbar ordentlich hoch gelegt: Die Durchfallquoten von allen Prüfungsterminen für die sechs Module innerhalb des ersten Studienabschnittes (erstes und zweites Semester) betragen im Maximalfall 73 Prozent, für zwei Module je 63 Prozent, einmal 41 Prozent und für ein weiteres Modul 46 Prozent. Letztlich haben so von den rund 650 Studienanfängern und Umsteigern in den neuen Studienplan nur 124 Personen alle erforderlichen Prüfungen geschafft.

"Noch ein wenig schlimmer"

"Es ist genau das eingetreten, was wir befürchtet haben - nur noch ein wenig schlimmer", so der stellvertretende Vorsitzende der ÖH-Fakultätsvertretung, Stefan Schaller, im APA-Gespräch. Aus Angst, keinen der begrenzten 264 Plätze im zweiten Studienabschnitt zu bekommen, hätten viele Studierende einfach in aller Eile die Prüfung versucht, ohne ausreichend zu lernen. "Es sind aber auch die Lehrenden nicht fähig, die Lehre so zu gestalten, dass der Durchschnittsstudent die Studienzeit in der vorgegebenen Zeit schaffen könnte", so Schaller.

Nun stehe man vor zweierlei Problemen: "Es wird die Studiendauer des Durchnittsstudierenden erhöht und manche werden wahrscheinlich dadurch ein Semester Familien- und Studienbeihilfe verlieren, weil es ja nur ein Toleranzsemester im ersten Abschnitt gibt", so Schaller. Weiters werde sich mit den bisher nicht so erfolgreichen Studierenden, die nach der Absolvierung aller Prüfungen bevorzugt in den zweiten Studienabschnitt aufgenommen werden müssen, die Stauproblematik verschärfen. "Je mehr nachrücken, umso weniger Plätze gibt es für die Anfänger", so Schaller.

"Nicht glücklich"

"Wir sind sicher nicht glücklich, dass wir nur so wenig Studierende mit allen Voraussetzungen haben", so Dekan Helmut Wurm. An der Differenz zwischen den möglichen Teilnehmerzahlen an den beschränkten Lehrveranstaltungen im zweiten Abschnitt und den nun tatsächlich gebrauchten könne man aber auch deutlich erkennen, "dass sicher nicht vorsorglich negativ bewertet wurde".

"Wir stehen jetzt wirklich vor dem Problem, dass alle, die heuer nicht weitergekommen sind, sich zeitverzögert im nächsten Jahr um einen Platz drängen werden", so Studiendekan Gilbert Reibnegger. Die schlechten Prüfungswerte möchte Reibnegger relativiert sehen: "Im Vergleich zum Studienjahr 2001/2002 hat von 699 Anfängern nur rund ein Zehntel die damals erforderlichen Prüfungen geschafft. Bei den aktuellen Anfängerzahlen seien es immerhin rund 20 Prozent. Dementsprechend will der Studiendekan auch nichts von Veränderungen im eingeforderten Leistungsstandard wissen. "Wohl aber machen wir uns über die Modalitäten Gedanken". (APA)