Trotzdem soll man den Hintergrund der Politikerin, Mitglied des irakischen Regierungsrates und der ersten irakischen Nachkriegsdelegation bei der UNO in New York, nicht verschweigen: als Beispiel für die Probleme eines Landes, das soeben aus einer 30-jährigen Diktatur erwacht, aber auch als Beispiel für den Differenzierungswillen der US-Besatzer.
Ohne Partei war sie nichts und wäre sie nichts geworden, heißt es in Bagdad: ohne Baath-Partei, die die USA mit Schimpf und Schande überhäuft und aufgelöst haben. Akila al-Hashemi jedoch ist nicht nur auf die Füße, sondern nach oben gefallen. Dabei war sie ein hohes Parteimitglied, sie wird als "loyal" bezeichnet.
Gewiss ist, dass die Frauenorganisation der Baath-Partei die begabte junge Frau, die aus einer schiitischen Familie stammt, nach Paris zum Doktoratsstudium schickte, in französischer Philologie. Sie galt als Schützling von Tarik Aziz - in dessen Begleitung hat sie die STANDARD-Redakteurin auch vor neun, zehn Jahren in Wien kennen gelernt. Sie war nicht sympathisch, fast unfreundlich, auf alle Fälle sehr ernst.
Hashemi wurde allgemein als Aziz' "Sekretärin" bezeichnet, was so nicht stimmte: Sie war im Büro des Außenministers in hoher Position für die multilateralen Angelegenheiten verantwortlich, und sie blieb es auch, als der muffige Said al-Sahhaf (der spätere Informationsminister) und später der fanatische Naji Sabri das Amt übernahmen.
Unter dem Haider-Freund Sabri, seinerseits ein Protegé des Saddam-Sohns Kusay, gab es eine Säuberungsaktion im Außenamt: Alle diplomatischen "Weicheier" wurden entfernt, auf höheren Posten überlebten nur beinharte Baathisten. Hashemi blieb und begleitete ihre Außenminister weiter auf ihren Wegen zur UNO. Sie war sehr tüchtig, vielleicht unverzichtbar.