Hamburg - Nach dem Scheitern der Welthandelskonferenz in Cancun hat die deutsche Entwicklungshilfe-Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) die Industriestaaten aufgefordert, ihre Zusagen zum Abbau entwicklungshemmender Handelsbarrieren "nun auch wirklich einzulösen". Im Interview der Woche des Deutschlandfunk äußerte die Politikerin Verständnis für ein "tiefes Misstrauen der Entwicklungsländer gegenüber den Industrieländern, die ihnen zwar über Jahre hinweg zugesagt hätten, "Agrarsubventionen, die handelsverzerrend sind, zu streichen und zu reduzieren", diese "in der Praxis aber sogar gesteigert" hätten. Es gebe "eine Bringschuld der Industrieländer", sagte die Ministerin und plädierte dafür, dass bei der Fortsetzung der Welthandelsgespräche die Fragen des Agrarhandels und "die im engeren Sinne entwicklungspolitischen Fragen... als allererstes behandelt... und dann auch abgeschlossen werden". "Wenn es jetzt positive Beschlüsse in Cancun gegeben hätte", so erklärte Wieczorek-Zeul unter Berufung auf eine Prognose der Weltbank, "dann wären... rund 144 Millionen Menschen weltweit aus der Armut herausgekommen". (APA/dpa)