Zieht man die Eröffnungen der steirischen herbste als Gradmesser heran, dann hat das Festival seine Krise überwunden.

Mitte der 90er Jahre hatten sich nur mehr ein paar Hundert eingefunden, um den kostenlosen Darbietungen zu lauschen. Und selbst Ausflüge ins Populärmusikalische (mit Van Dyck Parks) fand kaum Widerhall in der Bevölkerung.

Intendant Peter Oswald hingegen gelingt es (wie schon in den 80ern, als er das Musikprotokoll konzipierte), die Säle zum Bersten zu bringen: Aus Platznot war man heuer vom Schauspielhaus in die weit größere Oper übersiedelt, und zusätzlich wurde der Festakt (die Rede von herbst-Präsident Kurt Jungwirth geriet zu lang, jene von Olga Neuwirth zu wehleidig) ins Freie übertragen: Christian und Wolfgang Muthspiel begeisterten mit Volkslied-Variationen.

Gegengleich nimmt die Präsenz der Bundespolitiker ab. Gerade einmal Minister Martin Bartenstein und Staatssekretär Franz Morak, beide Steirer, fanden sich ein. Dass auch Benita Ferrero-Waldner, die Außenministerin, einflog, wurde mit dem Kampf um die Klestil-Nachfolge in Verbindung gebracht. Zusammen mit den lokalen Größen, der Frau Landeshauptmann und dem Bürgermeister, ergab das ein gar sonderbares Bild: Der herbst dient den bürgerlichen Schwarzen dazu, Offenheit zu demonstrieren.

Ein rauschendes Fest. Doch hinter den Kulissen der Kulturhauptstadt wartet das Grauen: Die Graz-2003-Macher schmoren im eigenen Saft (bei laufender ORF-Kamera in einer finnischen Sauna), der VP-Kulturstadtrat bewies erneut Überforderung, das im Innern düstere Kunsthaus ist misslungen, der List-Halle droht ein Finanzdebakel. Auch so sieht man schwarz. (DER STANDARD, Printausgabe vom 22.9.2003)