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Grafik: Archiv
Mit der Zerstörung der deutsch-amerikanischen Raumsonde Galileo in der Atmosphäre des Jupiter ist eine der erfolgreichsten Missionen in der Geschichte der Raumfahrt zu Ende gegangen. Nach 14-jährigem Flug durchs All tauchte Galileo am Sonntag wie geplant in die Atmosphäre des größten Planeten im Sonnensystem ein und verglühte, wie die US-Raumfahrtbehörde NASA mitteilte. Die Sonde, die von der NASA auf die Reise geschickt und mit einem deutschen Triebwerk ausgestattet worden war, lieferte bis zuletzt teilweise sensationelle Erkenntnisse über den Jupiter und dessen Monde.

Heißes Ende

Die rund 1,4 Tonnen schwere Sonde raste nach Angaben der NASA mit einer Geschwindigkeit von 172.800 Kilometern pro Stunde südlich des Äquator von Jupiter in dessen Atmosphäre. Das Raumfahrt-Forschungszentrum im kalifornischen Pasadena verlor den Kontakt zu Galileo gegen 21.40 Uhr (MESZ), zwei Minuten und 36 Sekunden früher als geplant.

Am 18. Oktober 1989 hatte die Raumfähre Atlantis die Sonde im Orbit ausgesetzt und sie damit auf die lange Reise zum Jupiter gebracht. Seitdem legte die Sonde 4,63 Milliarden Kilometer zurück und schoss rund 14.000 Bilder. Seit ihrer Ankunft in der Umlaufbahn von Jupiter 1995 umrundete sie den Planeten insgesamt 34 Mal.

Probleme

Der einzige echte Rückschlag der Mission kam im April 1991, als die aus Wärmeschutzgründen zusammengefaltete fünf Meter lange Hauptantenne halb offen stecken blieb. Monatelang bemühte sich die Bodenkontrolle vergeblich, die Antenne zu entfalten. Doch dann gelang es den Wissenschaftlern schließlich, die Instrumente so umzuprogrammieren, dass die meisten Daten ohne größeren Qualitätsverlust über die Zusatzantenne zur 900 Millionen Kilometer entfernten Erde zurückgefunkt werden konnten.

Im Juli 1994 war Galileo bereits nahe genug am Jupiter, um der einzige Zeuge vom Aufschlag des Kometen Shoemaker-Levy 9 auf der von der Erde abgewandten Seite des Gasplaneten zu werden. Und nach mehr als sechs Jahren, am 7. Dezember 1995, erreichte Galileo schließlich den Jupiter. Zu den frühen Erfolgen der Mission gehörte die erste Entsendung eine Mini-Sonde in die Wolkenhülle des Riesenplaneten. 90 Minuten lang funkte sie Daten aus der Jupiter-Atmosphäre.

Trauer

Die Leiterin des Galileo-Projekts, Claudia Alexander, zeigte sich stolz und zufrieden: "Ich bin ein bisschen traurig, aber Galileo hat außerordentliche Arbeit geleistet, und das ist ein schönes Ende." Nach schweren Rückschlägen in der bemannten Raumfahrt wie zuletzt der Columbia-Katastrophe verschafft das erfolgreiche Ende der Galileo-Mission der NASA neuen Auftrieb.

Mit Hilfe von Galileo konnte das Wissen über den Jupiter und seine Monde beträchtlich erweitert werden. So zeigten etwa die Daten aus der Jupiteratmosphäre eine deutlich höhere Temperatur und Dichte als zuvor angenommen. Für besonderes Aufsehen sorgten die Daten und Bilder vom Mond Europa: Sie erhärteten die Theorie, dass sich unter dessen Eiskruste ein Ozean verbirgt - was Vermutungen erhärtete, dass dort auch Leben existiert. Galileo-Missions-Chefin Alexander betonte, dass damit erstmals seit der Entdeckung des Pazifik vor 500 Jahren ein Ozean gefunden wurde.

Bilder

Über die Jahre funkte Galileo spektakuläre Nahaufnahmen des Gasriesen Jupiter, der berühmten Jupiterwolken und der Vielfalt der Jupitermonde zur Erde. Dazu zählten die gewaltigen Eisplatten auf dem Mond Europa ebenso wie der riesige Vulkangürtel auf dem Mond Io oder der so genannte Rote Fleck in der Jupiteratmosphäre, in dem auf einer Fläche von der dreifachen Größe der Erde seit mindestens 300 Jahren ununterbrochen ein Wirbelsturm tobt. Galileo war zugleich die erste Sonde, die an einem Asteroiden vorbeiflog und die den Mond eines Asteroiden entdeckte. Die NASA plant weitere Einsätze zur Erforschung von Jupiter und seiner Monde.

Das Szenario für den Tod der Sonde wählte die NASA mit Bedacht: Galileo wurde in die Jupiteratmosphäre gelenkt, um zu verhindern, dass das Gefährt auf den Mond Europa stürzt. Bei einer solchen Kollision könnten möglicherweise vorhandene Lebensspuren durch Bakterien von der Erde verunreinigt werden.

Die Sonde wurde nach dem Astronomen Galileo Galilei (1564-1642) benannt, der die vier Hauptmonde des Jupiter entdeckt hatte. Das Raumgefährt erwies sich als stabiler als erwartet, weshalb die Mission zwei Mal verlängert werden konnte. Da sich der Treibstoffvorrat der Sonde dem Ende zugeneigt hatte, musste die Mission jedoch beendet werden. (APA)