Berlin - Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder erhofft sich von seinem bevorstehenden Treffen mit US-Präsident George W. Bush in New York ein Zeichen der engen und gleichberechtigten Kooperation zwischen Deutschland und den USA. "Beide Seiten sind daran interessiert, der internationalen Gemeinschaft zu signalisieren, dass sie sehr, sehr eng zusammenarbeiten", hieß es am Montag in deutschen Regierungskreisen.

"Es hat ja sehr viele positive Signale in beiden Richtungen gegeben, die darauf hinweisen, dass nicht nur der deutsch-französische Motor, sondern auch der deutsch-amerikanische Motor wieder brummt." In den Regierungskreisen hieß es, man rechne mit einem "substanziellen Gespräch" zwischen Schröder und Bush. Zu den Themen zählten die Irak-Politik, die Lage in Afghanistan und die Bekämpfung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen.

Keine neuen Angebote geplant

Die Regierungskreise machten erneut deutlich, dass Schröder keine neuen Hilfsangebote für den Irak plane. Bei dem Gespräch werde es nicht in erster Linie darum gehen, was der Kanzler mitzubringen habe, sondern um eine "gemeinsame Vision" für den Irak.

Die erste UNO-Resolution nach dem Irak-Krieg habe gezeigt, dass die USA "in das Forum der Vereinten Nationen zurückgekehrt" seien, hieß es. Diese Tendenz wolle der Kanzler "ermutigen und verstärken". Zu Einzelheiten der Verhandlungen um eine neue UNO-Resolution zum Wiederaufbau des Irak wurden keine Angaben gemacht.

Zum Streitpunkt eines Zeitrahmens für die Übergabe der Souveränität an das irakische Volk hieß es, man dürfe dabei nicht "jedes Augenmaß und jeden Realismus verlieren". Ziel bleibe es aber, eine möglichst schnelle Machtübergabe zu erreichen. Frankreich hat sich dafür ausgesprochen, die Übergabe bereits in den nächsten Monaten zu vollziehen. Schröder hat konkrete Zeitangaben bisher vermieden.

Der Kanzler wollte am Montagabend nach New York abreisen. Das erste bilaterale Gespräch mit Bush seit 16 Monaten findet am Mittwoch statt und soll eine "gute halbe Stunde" dauern. Anschließend trifft Schröder mit dem französischen Präsidenten Jacques Chirac und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen. Die drei hatten sich gemeinsam gegen den Irak-Krieg gestemmt. Bereits im April waren sie in St. Petersburg zu einem Dreier-Gipfel zusammengekommen und hatten dabei eine zentrale Rolle der Vereinten Nationen beim Wiederaufbau des Irak eingefordert.(APA/AP/dpa)