Taormina - Auch nach dem Scheitern der Cancún-Verhandlungen lehnt die Europäische Union in der Welthandelsrunde Forderungen der Entwicklungsländer nach einem drastischen Abbau der Agrarbeihilfen ab. Zum Ende eines Treffens mit seinen EU-Kollegen auf Sizilien sagte der italienische Landwirtschaftsminister Giovanni Alemanno am Montag: "Wir haben unsere WTO-Position einstimmig bestätigt." Das weitere Vorgehen der EU blieb bei dem zweitägigen Treffen in Taormina offen.

Bis zum 15. Dezember, wenn in Genf die Botschafter bei der Welthandelsorganisation (WTO) zusammenkommen werden, will die EU ihre Strategie festgelegt haben. Grundsätzlich hält die EU an den Verhandlungen innerhalb der WTO fest und will sich nicht auf zweiseitige Handelsabkommen verlegen.

Widerstand

Die EU war bei den Verhandlungen der WTO im mexikanischen Cancún von einer Gruppe aus Schwellen- und Entwicklungsländern für ihre milliardenschweren Agrarbeihilfen massiv attackiert worden. Bei dem Treffen sollte ein Fahrplan erarbeitet werden, wie die so genannte Doha-Entwicklungsrunde zur Liberalisierung des Welthandels bis Ende 2004 abgeschlossen werden kann.

Alemanno sagte, er hoffe, dass der Widerstand der so genannten G- 20-Plus-Staaten um Brasilien, China, Indien und Mexiko nachlassen werde und diese konstruktiv an den Verhandlungstisch zurückkehrten. Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast sagte, viele Entwicklungsstaaten wüssten gar nicht, in welchem Maße sie vom Angebot der EU profitieren könnten. Alemanno schlug vor, das Konzept offensiver zu vertreten. Künast sagte: "Es ist ernst gemeint: Wir wollen eine Entwicklungsrunde."

"Alle Mitgliedstaaten stehen vorrangig zu einem multilateralen Ansatz", sagte EU-Agrarkommissar Franz Fischler. Bilaterale Handelsabkommen seien nicht die Antwort auf das Scheitern in Cancún. Fischler und Künast verteidigten die EU-Agrarpolitik, die seit der grundlegenden Reform im Juni helfen werde, Handelsverzerrungen zu Lasten der Entwicklungsländer abzubauen. Künftig sollen Beihilfen kein Anreiz für die Landwirte sein, mehr und an der Nachfrage - auch am Weltmarkt - vorbei zu produzieren. (APA/dpa)