"In 15 Jahren werden nur mehr 20 Prozent aller Arbeitskräfte eine klassische Anstellung haben und 60 Prozent aller Berufe, die in den nächsten zehn Jahren nachgefragt werden, gibt es heute noch gar nicht", konstatierte Gerhard Flenreiss vergangenen Montagabend in einem Vortrag zum Thema "Arbeitsmarkt der Zukunft – Gewinner und Verlierer" vor Journalisten und Unternehmern im Zigarrenclub der PR-Agentur Publico.

Der General Manager des Personaldienstleisters Manpower sieht infolge der Globalisierung die Delokalisierung von Industrie und Produktion einerseits und die Relokalisierung von Dienstleistungen andererseits.

Flexibilität für Wachstum

Manpower – in 63 Ländern mit 4000 Niederlassungen präsent – bietet neben Zeitarbeit und Arbeitsvermittlung auch Projektlösungen wie Outsourcing an. Der Trend zu flexiblen Beschäftigungsformen schlägt sich bei dem Personaldienstleister, der täglich zwei Millionen Arbeitnehmer beschäftigt, mit jährlichen Wachstumsraten von zwölf bis 20 Prozent nieder.

Die so genannten Mobile Worker der Zukunft müssten nicht nur proaktiv verfolgen, wo Bedarf an Mitarbeitern herrscht und sich um das jeweils nächste Engagement kümmern, sondern auch die nötigen Qualifikationen selbst erwerben.

Verwaltung

Öffentliche Institutionen wie das AMS seien auf die "Verwaltung" von Arbeitssuchenden spezialisiert, monierte Flenreiss. "Fortbildung wird wohl vermittelt, aber sie orientiert sich am Bildungsangebot und nicht an der Nachfrage der Wirtschaft."

Der Manager kritisierte die aktuelle Situation in Österreich, in der private Arbeitsvermittler von den arbeitsmarktpolitischen finanziellen Mitteln ausgeschlossen seien und forderte eine Umschichtung von Teilen des Bildungsbudgets. Darüber hinaus appellierte Flenreiss für einen Zugang zur Datenbank Arbeitssuchender für Private Arbeitsvermittler, womit sich die durchschnittliche Arbeitslosendauer (drei Monate) signifikant senken ließe.

Jobmarkt 4. Quartal

Für das letzte Quartal 2003 verzeichnet Manpower verbesserte Jobaussichten für Arbeitssuchende in Vorarlberg, Wien, Salzburg und Kärnten. Düster bleibt der Jobmarkt in der Steiermark, im Burgenland, Niederösterreich und in Tirol.

Keine Entwarnung auch für Angehörige der Generation 45 plus. Der prognostizierte Arbeitskräftemangel trete – wenn überhaupt – erst in zehn Jahren ein. Von wenigen großen Unternehmen abgesehen, sei das Problembewusstsein dafür nicht existent, gehortet würden nur einzelne hochqualifizierte Fachkräfte. (Johanna Zugmann, DER STANDARD Printausgabe, 24.9.2003)